Influenza kommt – COVID bleibt: Jetzt bei einem Termin mehrfach schützen
Gleichzeitige Impfung von COVID- und anderen Impfstoffen möglich und sinnvoll
Wien, 26. Jänner 2022. Im Unterschied zu letztem Winter könnte uns diesmal eine Influenza-Welle parallel zu COVID-19 drohen. Erste Influenza-Fälle wurden bereits in Österreich registriert. Europaweit treten ebenfalls immer mehr Influenza-Erkrankungen auf. Eine weitere Zunahme ist somit auch in Österreich zu erwarten. Expert*innen empfehlen daher allen noch nicht Immunisierten sich jetzt gegen Influenza impfen zu lassen. Wer sich Aufwand ersparen will, kann dies auch gleichzeitig mit einer Impfung gegen COVID-19 erledigen. Angesichts der Omikron-Variante besonders wichtig ist die dritte Teilimpfung, der sognannte Booster. Sie wird vier bis sechs Monate nach der zweiten Teilimpfung empfohlen. Eine vorhergehende Titerbestimmung ist weder nötig noch sinnvoll, wie am Samstag auch am Österreichischen Impftag noch einmal betont wurde.
Influenza – erste Bundesländer orange
In der zweiten Kalenderwoche dieses Jahres wurden auf der Landkarte der Virologie der MedUni Wien bereits zwei Bundesländer – Wien und Oberösterreich — orange eingefärbt. Das bedeutet, dass dort bereits wiederholte Fälle von Influenza aufgetreten sind. In Niederösterreich und Tirol gab es bisher vereinzelte Erkrankungen. Ganz anders sieht das schon in einigen anderen europäischen Ländern aus. In Norwegen und Schweden gibt es bereits eine weit verbreitete Influenza-Aktivität, ebenso in Serbien. Auch in Frankreich sieht man bereits regionale Ausbrüche. „Wie die Entwicklung in Österreich weitergeht, hängt nach wie vor von den Hygienemaßnahmen gegen COVID-19 ab“, betont Doz.in Dr.in Monika Redlberger-Fritz von der Virologie der MedUni Wien. Da aber aktuell die Schulen offen seien, könne sich das Influenza-Virus leichter verbreiten als letztes Jahr. Daher auch die ersten registrierten Fälle.
Enge Kooperationen
„Ebenfalls enge Kooperationen gibt es mit der gesamten Versorgungskette der Impfstoffe, zum Beispiel mit den Arzneimittelgroßhändlern“, berichtet ÖVIH-Vizepräsidentin Mag.a Sigrid Haslinger. Ganz wichtig für den ÖVIH, gerade auch im Zusammenhang mit Aufklärung und Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit sei die Kooperation mit der Ärzteschaft. „Viele Studien zeigen, dass nichts so wichtig ist beim Impfen wie die Aufklärung und Empfehlung durch die Ärzt*innen des Vertrauens“, erläutert ÖVIH-Generalsekretär Dr. Christoph Jandl. „Als Ärzt*innen haben wir hier eine große Verantwortung unseren Patient*innen gegenüber“, unterstreicht auch MR Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer. „Gemeinsam mit dem ÖVIH haben wir hier schon viele Projekte auf die Beine stellen können. Und der Erfolg gibt uns Recht. Immer mehr Menschen kommen in die Ordinationen und Impfstellen und lassen sich impfen. Das sehen wir speziell bei der Influenza- und der Pneumokokken-Impfung, aber auch bei anderen. Ohne ÖVIH wäre das nicht in dieser Form möglich gewesen.“ Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, fasst zusammen: „Der ÖVIH erfüllt mit seinem Engagement im Bereich der Impfaufklärung und ‑information eine wertvolle gesellschaftliche Aufgabe. Zu seinem 10-jährigen Jubiläum möchte ich im Namen der Österreichischen Apothekerkammer herzlich gratulieren und für die gute Zusammenarbeit danken.“
Influenza-Aktivität nicht unterschätzen
In der letzten Dezemberwoche lagen bereits 43 Personen mit Influenza auf einer europäischen Intensivstation. Im Dezember des Vorjahres war es im ganzen Monat nur eine einzige. Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC hält mittlerweile eine sogenannte Twindemie, in der Influenza- und COVID-19-Viren gleichzeitig grassieren, für möglich. „Außerdem könnte es sein, dass sich die Influenza-Saison nach hinten verschiebt“, betont Redlberger-Fritz. „Wenn im Laufe des Winters immer mehr COVID-19-Schutzmaßnahmen auslaufen, könnte das der Influenza Auftrieb geben.“ Sie plädiert daher dafür, dass sich noch ungeschützte Personen jetzt auch gegen Influenza impfen lassen. Damit könnte außerdem das Risiko einer Doppelinfektion mit Influenza und SARS-CoV2 deutlich gesenkt werden. Auch Kinder unter sechs Jahren können und sollten bereits gegen Influenza geimpft werden. Wie wichtig das ist, zeigen Daten aus Dänemark. Ihnen zufolge reduziert die Impfung von zwei- bis sechsjährigen Kindern alle Influenza-Fälle über alle Altersgruppen um knapp die Hälfte.
COVID-Booster essenziell – Titerbestimmung nicht empfohlen
„Um das Risiko für eine mögliche Twindemie so niedrig wie möglich zu halten, müssen auch möglichst viele Personen gegen COVID-19 geboostert sein“ betont die Virologin. Und zwar unabhängig von ihrem Antikörperspiegel. In den Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums wird ausdrücklich festgehalten, dass eine Antikörperbestimmung nicht als Entscheidungsgrundlage für eine COVID-19-Impfung verwendet werden soll. Dies wurde am Österreichischen Impftag noch einmal ausdrücklich betont. Die Gründe dafür seien vielfältig. Schon vor der Omikron-Variante wurde von Titerbestimmungen bei immunologisch kompetenten Personen abgeraten, da die gemessenen Werte keine gesicherte Auskunft darüber geben können, wie gut oder wie lange eine Person gegen COVID-19 geschützt ist. Seit Auftreten der Omikron-Variante gilt dies umso mehr. „Das Nationale Impfgremium empfiehlt daher allen Erwachsenen, sich vier bis sechs Monate nach der zweiten COVID-19-Teilimpfung die dritte Teilimpfung zu holen. Eine gleichzeitige Impfung gegen Influenza oder andere Erkrankungen ist problemlos möglich und auch sinnvoll“, erklärt Redlberger-Fritz.
Für Personen, die bisher noch nicht gegen COVID-19 geimpft sind, werden in den nächsten Wochen und Monaten voraussichtlich weitere Impfstoffe auf Basis anderer Technologien zur Verfügung stehen. Auch an neue Varianten angepassten Impfstoffen wird gearbeitet.
Standard-Impfungen weiter durchführen
Trotz COVID-19-Pandemie sollten aber auch die anderen Impfungen nicht vernachlässigt werden. Das gilt gerade für Kinder, deren Schulimpfungen in den letzten beiden Jahren häufig der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Auch wenn unter anderem Infektionen mit Meningokokokken oder Pneumokokken 2020 zurückgegangen sind, ist nicht zu erwarten, dass dies so bleibt. Beim Impftag präsentierte Daten aus Großbritannien wiesen zum Beispiel darauf hin, dass es bei Meningokokken B bereits wieder einen Anstieg der Fallzahlen gibt. Infektionen mit diesen Bakterien können potenziell tödlich enden oder auch zu schweren Langzeitschäden führen. Das bedeutet, dass diese und alle anderen im Schulalter durchzuführenden Impfungen, die pandemiebedingt ausgefallen sind, unbedingt nachgeholt werden sollten. Ebenso wie alle im Erwachsenenalter vorgesehen (Auffrischungs-)Impfungen, die aufgrund verschobener Arztbesuche auf der Strecke geblieben sind.
Referenzen:
https://flunewseurope.org/, zuletzt abgerufen am 24. Jänner 2022
https://www.reuters.com/world/europe/return-flu-eu-faces-threat-prolonged-twindemic-2022–01-17/
https://www.ecdc.europa.eu/en/news-events/winters-flu-season-epidemic-has-started-what-we-know-so-far-and-what-needs-be-done, zuletzt abgerufen am 24. Jänner 2022
Vortrag Doz.in Monika Redlberger-Fritz, Österreichischer Impftag. 22.1.2022 (basierend auf ECDC Webinar 4.10.21)
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
FINE FACTS Health Communication
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