Pneu­mo­kok­ken recht­zei­tig stop­pen

Anste­ckungs­ge­fahr steigt durch redu­zier­te Hygie­ne­maß­nah­men

Wien, 22. Sep­tem­ber 2022. Kom­men­den Herbst und Win­ter könn­ten die Pneu­mo­kok­ken ver­mehrt zurück­kom­men, fürch­ten Expert*innen. Laut einer aktu­el­len Umfra­ge scheint auch die Not­wen­dig­keit, sich gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen zu las­sen, selbst bei den Risi­ko­grup­pen noch nicht über­all ange­kom­men zu sein. Gemein­sam mit der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer (ÖAK) und der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer (ÖÄK) sowie eini­gen Gebiets­kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts hat der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) daher eine Impf­auf­klä­rungs­kam­pa­gne unter dem Mot­to „Pneu­mo­kok­ken stop­pen“ ins Leben geru­fen. Wer sich heu­er imp­fen lässt, kann erst­ma­lig sogar auf Impf­stof­fe mit noch höhe­rer Sub­ty­pen-Abde­ckung als bis­her zurück­grei­fen.

2021 wur­den 404 inva­si­ve Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen regis­triert. Gegen­über dem ers­ten Pan­de­mie­jahr 2020 ist dies bereits wie­der ein deut­li­cher Anstieg. 24 Per­so­nen sind 2021 an der Erkran­kung gestor­ben. Die­sen Win­ter ist ein wei­te­rer Anstieg an (inva­si­ven) Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen zu erwar­ten. „Es ist sogar anzu­neh­men, dass wir wie­der jenes Level an Infek­tio­nen errei­chen wer­den, das wir vor der Pan­de­mie hat­ten, even­tu­ell sogar ein höhe­res“, erklärt Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Maria Paul­ke-Kori­nek, PhD, DTM, Lei­te­rin der Abtei­lung für Impf­we­sen im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Pfle­ge und Kon­su­men­ten­schutz.

Leich­ter Nähr­bo­den für Pneu­mo­kok­ken

Die Grün­de dafür lie­gen prak­tisch auf der Hand. „Zum einen gibt es wesent­lich weni­ger Hygie­ne­maß­nah­men als in den letz­ten bei­den Jah­ren und zum ande­ren eine gro­ße Anzahl an Per­so­nen, die eine COVID-19-Erkran­kung durch­ge­macht hat. Die­se kann zu geschä­dig­ten Schleim­häu­ten füh­ren, wodurch die Abwehr geschwächt ist und Pneu­mo­kok­ken einen leich­te­ren Nähr­bo­den fin­den. Die seit kur­zem ohne Schutz­maß­nah­men wie­der geöff­ne­ten Schu­len tra­gen eben­falls zur Aus­brei­tung der über Tröpf­chen und Aero­so­le über­trag­ba­ren Pneu­mo­kok­ken-Bak­te­ri­en bei“, erläu­tert Prim. Priv.- Doz. Dr. Arschang Vali­pour, Lei­ter der Abtei­lung für Inne­re Medi­zin und Pneu­mo­lo­gie an der Kli­nik Flo­rids­dorf und Lei­ter des Karl Land­stei­ner Insti­tuts für Lun­gen­for­schung und pneu­mo­lo­gi­sche Onko­lo­gie. Bereits jetzt beob­ach­te man ein star­kes Anstei­gen der Atem­wegs­er­kran­kun­gen bei Schul­kin­dern. „Aus Erfah­rung wis­sen wir, dass es dann noch vier bis acht Wochen dau­ert, bis die­se Infek­tio­nen – dar­un­ter sind vie­le Pneu­mo­kok­ken- Infek­tio­nen – auch in den Fami­li­en ankom­men“, ergänzt er.

Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung nicht aus­rei­chend genützt

Zum Schutz vor Pneu­mo­kok­ken gibt es seit Jah­ren wirk­sa­me Impf­stof­fe. Der ÖVIH hat nun in einer Umfra­ge erho­ben, wie die­se von der Bevöl­ke­rung ange­nom­men wer­den. „79 % der Befrag­ten ist die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung zum Schutz vor einer bak­te­ri­el­len Pneu­mo­kok­ken- Infek­ti­on ein Begriff. Das ist zwar im Ver­gleich zu ande­ren Imp­fun­gen ein hoher Wert, liegt jedoch unter der Bekannt­heit der FSME-Imp­fung und der Imp­fung gegen die sai­so­na­le Influ­en­za“, berich­tet Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des ÖVIH, von den Ergeb­nis­sen.
„Nur 23 % gaben an, dass sie sich irgend­wann ein­mal gegen Pneu­mo­kok­ken haben imp­fen las­sen, 12 % taten dies in den letz­ten fünf Jah­ren“, so Gal­lo-Dani­el wei­ter. Das Bestehen von soge­nann­ten „Vor­er­kran­kun­gen / Grund­er­kran­kun­gen“ – obwohl Per­so­nen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen die­se Imp­fung expli­zit emp­foh­len wird – spie­le offen­bar nach wie vor eine gerin­ge Rol­le hin­sicht­lich der Impf­ent­schei­dung. Ähn­li­ches berich­tet auch Paul­ke Kori­nek: „Zwar wird die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung im Rah­men des kos­ten­frei­en Kin­der­impf­pro­gramms recht gut ange­nom­men, das gilt aber nicht in die­sem Aus­maß für Erwach­se­ne. Ins­be­son­de­re Grup­pen mit erhöh­tem Risi­ko wie Rau­cher oder Per­so­nen mit erhöh­tem Blut­druck schei­nen sich des Risi­kos nach wie vor nicht aus­rei­chend bewusst zu sein.“ Neben Per­so­nen mit hohem oder erhöh­tem Risi­ko wird die Imp­fung laut Öster­rei­chi­schem Impf­plan auch allen Men­schen ab 60 Jah­ren emp­foh­len.

Hoher Schutz durch Imp­fung

Lun­gen­spe­zia­list Vali­pour bringt die Pro­ble­ma­tik auf den Punkt: Jede Abwehr­schwä­che, egal ob durch vor­her­ge­hen­de Infek­tio­nen, chro­ni­sche Erkran­kun­gen oder Stress aus­ge­löst, bie­tet den Pneu­mo­kok­ken eine Chan­ce. Die Imp­fung trägt dazu bei, das Immun­sys­tem wie­der anzu­re­gen und einen spe­zi­fi­schen Schutz auf­zu­bau­en.“ Das Risi­ko einer Pneu­mo­kok­ken- Erkran­kung bezie­hungs­wei­se deren Kom­pli­ka­tio­nen kön­ne durch die Imp­fung um bis zu 90
% ver­rin­gert wer­den.

Wer geimpft sei, schüt­ze außer­dem nicht nur sich selbst, son­dern ent­las­te auch die ohne­hin durch COVID-19 schon sehr stra­pa­zier­ten Spi­tä­ler. Wer sich unsi­cher sei, ob er oder sie eine Imp­fung benö­tig, soll­te sich am bes­ten mit dem* der Hausärzt*in bera­ten, so Vali­pour wei­ter.

Neue Impf­stof­fe und neue Auf­klä­rungs­kam­pa­gne

Seit die­sem Jahr gibt es auch neue Kon­ju­gat-Impf­stof­fe, die noch mehr Sero­ty­pen als bis­her abde­cken. „Wich­tig ist aber vor allem“, stellt Paul­ke-Kori­nek klar, „dass sich die Men­schen über­haupt imp­fen las­sen!“ Prak­ti­sches Detail: Die Imp­fun­gen gegen Pneu­mo­kok­ken kön­nen auch gleich­zei­tig mit jenen gegen Influ­en­za oder COVID-19 durch­ge­führt wer­den.

Der ÖVIH nimmt die kom­men­de kal­te Jah­res­zeit und die neu­en Umfra­ge­da­ten zum Anlass, ver­stärkt über Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen und die Schutz­mög­lich­keit durch die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung auf­zu­klä­ren. „Erst­mals wird es vom ÖVIH gemein­sam mit der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer (ÖAK) und der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer (ÖÄK) sowie eini­gen Gebiets­kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts eine Impf­auf­klä­rungs­kam­pa­gne geben“, berich­tet ÖVIH-Prä­si­den­tin Gal­lo-Dani­el. Aktu­ell läuft die­se Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gne unter dem Mot­to „Pneu­mo­kok­ken stop­pen“ (https://pneumokokken-stoppen.at/).

Refe­ren­zen:

BMSGPK, Pneu­mo­kok­ken-Jah­res­be­richt 2021

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A- Z/Pneumokokken.html, zuletzt abge­ru­fen am 14.9.2022

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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