Grundimmunisierungen plus regelmäßige Auffrischungen nötig
Wien, 10. Mai 2023. Dass die FSME-Impfung wirkt, liegt auf der Hand. Seit Einführung der Impfung sind die jährlichen FSME-Fälle auf etwa ein Drittel des Ausgangswertes gesunken. Damit das so bleibt beziehungsweise die Fallzahlen noch weiter sinken, ist es wichtig, dass jede:r im korrekten Impfschema ist. Doch das ist nicht immer so leicht zu durchblicken. Schließlich benötigt man eine Grundimmunisierung, eine erste Auffrischung und weitere Auffrischungen in unterschiedlichen Intervallen je nach Alter. Wer den Überblick verloren hat, spricht am besten mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt oder der Apotheke seines Vertrauens darüber. Denn: Nur die eigene Impfung zählt. Einen Gemeinschaftsschutz gibt es bei FSME nicht.
Vor Einführung der Impfung war FSME gefürchtet, es war die häufigste virale Infektionskrankheit, die zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitits) geführt hat. Pro Jahr zählte man etwa 300 bis 700 hospitalisierte Erkrankungsfälle. Die Einführung und die die Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen FSME und die hohen Durchimpfungsraten haben hier viel bewirkt. Seit Ende der 1980er Jahre hat die hohe Durchimpfungsrate (über 80 %) dazu geführt, dass die Anzahl der Erkrankungsfälle deutlich reduziert wurde. Zuletzt lag sie bei 179 hospitalisierten Fällen. Zwischen 2010 und 2020 gab es allerdings trotz Vorhandensein von wirksamen FSME-Impfstoffen 1.224 Erkrankungs- und 21 Todesfälle aufgrund von FSME.
Impfintervall beachten
„Seit FSME nicht mehr so allgegenwärtig ist“, sind die Menschen leider auch beim Impfschutz nachlässig geworden“, berichtet Dr. Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. „Das kann im Einzelfall allerdings verhängnisvolle Auswirkungen haben.“
Ähnlich wie bei COVID-19 gibt es auch bei FSME kein sicheres Schutzkorrelat , also keinen Blutwert, der aussagt, ob jemand vor FSME geschützt ist oder nicht. Obwohl manche Daten vermuten lassen, dass ein längeres Auffrischungsintervall in Einzelfällen möglich wäre, kann dies im Einzelfall anders sein. Da in Österreich das Erkrankungsrisiko besonders hoch ist, wird im Nationalen Impfplan nach wie vor eine Auffrischung nach fünf beziehungsweise drei Jahren empfohlen.
Trotz langer Impfpause erneute Grundimmunisierung meist nicht nötig
Die meisten Menschen in Österreich sind zumindest grundimmunisiert. Das bedeutet, dass sie die ersten drei Impfungen innerhalb eines Jahres oder — wer ein Schnellschema absolviert hat — innerhalb weniger Wochen hinter sich haben. „Viele haben auch zumindest die eine oder andere Auffrischungsimpfung erhalten. Wer dann ein paar Jahre vergessen hat, muss aber nicht befürchten, dass er oder sie die Grundimmunisierung wiederholen muss“, beruhigt MR Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer und Kinderarzt. „Das ist nicht der Fall. Mit nur einer Impfung ist man wieder im richtigen Schema, egal wie lange die letzte Impfung her ist. Die Es sollte nicht vergessen werden, dass kein Gebiet in Österreich zeckenfrei ist! Umsowichtiger die Impfung und das richtige Impfintervall“ Wer noch gar nicht geimpft sei und eine FSME-Erkrankung durchgemacht habe, solle und könne sich dennoch impfen lassen. Eine Grundimmunisierung sei ab vier Wochen nach dem Zeckenstich möglich.
Verkürztes Impfintervall ab 60
Die Impfung schützt nicht nur gegen das bei uns zirkulierende FSME-Virus, sondern auch gegen den sibirischen und den fernöstlichen Typ. Letzterer kommt unter anderem in Russland, China und Japan vor.
Die Impfung ist hoch wirksam, die Schutzrate liegt zwischen 83 und 99 %. Impfdurchbrüche sind selten. Da auch Kinder schwer an FSME erkranken können, wird die Impfung bereits ab dem ersten Lebensjahr empfohlen.1 Für Kinder gibt es eigene Kinderimpfstoffe.
Für das andere Ende des Altersspektrum – also für die Senioren beziehungsweise nicht mehr ganz Jungen – gibt es zwar keine speziellen FSME-Impfstoffe, aber dafür eine spezielle Impfempfehlung. „Da das Immunsystem mit zunehmendem Alter nachlässt und auch Impfstoffe nicht mehr so gut wirken, muss die FSME-Impfung ab dem Alter von 60 Jahren alle drei Jahre aufgefrischt werden“, informiert Schmitzberger. Am besten tue man das vor der Zeckensaison. Es sei aber zu beachten, dass Zecken gerade in milden Wintern mittlerweile schon fast das ganze Jahr aktiv sein könnten.
Keine Titerkontrolle
Abgeraten wird jedenfalls von einer Titerkontrolle, um darüber zu entscheiden, ob man sich auffrischen lassen soll oder nicht. Diese Kontrollen sind laut Österreichischem Impfplan „weder notwendig noch empfohlen“ und sollen nur bei speziellen Fragestellungen (unklares Impfintervall, Impfen bei Immunsuppression, etc.) in Form von Neutralisationstests in Speziallabors durchgeführt werden. Antikörper geben keine sichere Auskunft über die Dauer des Impfschutzes.
„Wer sich unsicher ist, kann jederzeit mit seinem Impfpass in eine der über 1.400 öffentlichen Apotheken kommen“, bietet Apotheker Kobinger an. „Wir beraten gerne.“ Ebenso könne im Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt schnell geklärt werden, ob eine Impfung notwendig sei oder nicht.
Referenzen:
BMSGPK, Österreichischer Impfplan 2023.
Zentrum für Virologie, MedUni Wien, Virusepidemiologische Information Nr. 03/23
Steffen R, Erber W, Schmitt HJ. Can the booster interval for the tick-borne encephalitis (TBE) vaccine ‘FSME-IMMUN’ be prolonged? — A systematic review. Ticks Tick Borne Dis. 2021;12(5):101779. doi:10.1016/j.ttbdis.2021.101779
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/FSME/FSME-Impfung/FSME-Impfung.html, zuletzt abgerufen am 5.4.2023
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
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