HPV: Mehr Ein­spa­run­gen durch höhe­re Durch­imp­fungs­ra­ten erziel­bar

WHO-Ziel von 90 Pro­zent Durch­imp­fungs­ra­te bei Mäd­chen bis 15 Jah­re den­noch in wei­ter Fer­ne

Wien 28. Juni 2023. Die HPV-Imp­fung ist seit vie­len Jah­ren im kos­ten­frei­en Kin­der­impf­pro­gramm, sowohl für Mäd­chen als auch für Buben ent­hal­ten. Seit Febru­ar ist die Imp­fung sogar bis zum 21. Geburts­tag kos­ten­frei. Den­noch sind die Durch­imp­fungs­ra­ten bei wei­tem nicht hoch genug, um durch HPV ver­ur­sach­te Krebs­ar­ten dras­tisch zu redu­zie­ren oder sogar zum Ver­schwin­den zu brin­gen. Und dies, obwohl sich auch Öster­reich gemein­sam mit der EU dem WHO-Ziel der Eli­mi­nie­rung von Gebär­mut­ter­hals­krebs ver­schrie­ben hat. Eine neu auf­ge­leg­te Bud­get-Impact-Ana­ly­se im Auf­trag des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) zeigt nun erneut, dass neben der Ver­hin­de­rung von schwe­ren Krank­hei­ten sowohl in der Gesell­schaft als auch im Gesund­heits­sys­tem Mil­lio­nen an Kos­ten durch eine Erhö­hung der HPV-Durch­imp­fungs­ra­te ein­ge­spart wer­den könn­ten.

Von Eli­mi­nie­rung weit ent­fernt

Bis 2030 sol­len laut WHO 90 % aller Mäd­chen bis 15 Jah­re gegen HPV geimpft sein. Auch die Durch­imp­fungs­ra­te bei Buben soll bis dahin deut­lich stei­gen. Ähn­li­ches ist im euro­päi­schen Europe’s Bea­ting Can­cer Plan vor­ge­se­hen. Die Rea­li­tät in Öster­reich sieht aller­dings ganz anders aus und ist noch sehr weit vom ange­peil­ten Ziel ent­fernt. Die Imp­fung gegen HPV ist im öster­rei­chi­schen Kin­der­impf­pro­gramm ent­hal­ten und wird allen Kin­dern ab dem neun­ten Geburts­tag kos­ten­frei ange­bo­ten. Den­noch wird aktu­ell nur jedes zwei­te Kind zum emp­foh­le­nen Zeit­punkt geimpft.

ÖVIH-Prä­si­den­tin Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el plä­diert daher dafür, hier mehr Initia­ti­ven von Sei­ten der öffent­li­chen Hand zu set­zen und noch bes­ser auf­zu­klä­ren. „Schließ­lich ist die HPV-Imp­fung eine der weni­gen Imp­fun­gen, die sehr effek­tiv vor Krebs schüt­zen kann“, erklärt sie. Die Aus­wei­tung des kos­ten­frei­en Impf­pro­gram­mes bis zum 21. Geburts­tag begrüßt sie aus­drück­lich und hofft auf wei­te­re Schrit­te in die­se Rich­tung. „Was wir aber wirk­lich brau­chen, ist die von der WHO emp­foh­le­ne Durch­imp­fungs­ra­te von 90 Pro­zent als Gesund­heits­ziel in Öster­reich fest­zu­set­zen“, betont sie. „Zusätz­lich ist ein Anreiz­sys­tem not­wen­dig, damit die Imp­fung auch wirk­lich in Anspruch genom­men wird“, ergänzt ÖVIH-Vor­stands­kol­le­gin Mag.a Sig­rid Has­lin­ger. „Und wir müs­sen büro­kra­ti­sche Hür­den wie ana­lo­ge Ein­ver­ständ­nis­er­klä­run­gen für die Eltern abbau­en oder sogar ein Opt-out- statt ein Opt-in-Sys­tem für die Imp­fung an den Schu­len eta­blie­ren.“

HPV ver­s­ur­sacht Leid und Kos­ten

Stu­di­en zei­gen klar, dass die HPV-Imp­fung vor einer Infek­ti­on schüt­zen kann, die immer­hin etwa 80 Pro­zent aller Frau­en und Män­ner im Lau­fe ihres Lebens betrifft.1 Wird eine sol­che Infek­ti­on chro­nisch, kann sie zu Gebär­mut­ter­hals­krebs sowie Penis‑, Anal- oder Kopf- und Hals­tu­mo­ren füh­ren oder schmerz­haf­te und unan­ge­neh­me Geni­tal­war­zen ver­ur­sa­chen. Die Kon­se­quen­zen die­ser Erkran­kun­gen sind zudem finan­zi­ell spür­bar. Dies reicht von Spi­tals- und Behand­lungs­kos­ten, manch­mal sogar Pal­lia­tiv­kos­ten, bis zu indi­rek­ten Kos­ten für Kran­ken­stän­de und Arbeits­aus­fäl­le. All die­se Kos­ten wur­den in der aktu­el­len Ana­ly­se quan­ti­fi­ziert, für die nächs­ten fünf Jah­re hoch­ge­rech­net und den Kos­ten für die Imp­fung gegen­über­ge­stellt.

Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al vor­han­den

Bereits mit der gegen­wär­ti­gen Durch­imp­fungs­ra­te kön­nen in den nächs­ten fünf Jah­ren bis 2027 über 8.500 Krank­heits- und 62 Todes­fäl­le ver­mie­den wer­den. Hin­zu kom­men mehr als 3.500 ver­hin­der­te Arbeits­aus­fäl­le, die sich auf knapp 224.000 Arbeits­aus­falls­ta­ge erstre­cken.

Auch finan­zi­ell wirkt sich selbst die (noch) nied­ri­ge Durch­imp­fungs­ra­te bereits posi­tiv aus. Fast 310 Mil­lio­nen Euro, dar­un­ter Behand­lungs­kos­ten in Höhe von knapp 242 Mil­lio­nen Euro und indi­rek­te Kos­ten auf­grund von Arbeits­aus­fäl­len in Höhe von 68 Mil­lio­nen Euro, wer­den durch die Imp­fung in den kom­men­den fünf Jah­ren ein­ge­spart.

Zusam­men­ge­fasst bedeu­tet das: Ein in die HPV-Imp­fung inves­tier­ter Euro ent­las­tet die Gesell­schaft mit 4,1 Euro und davon das Gesund­heits­we­sen mit 1,9 Euro.

„Und das sind nur die Ein­spa­run­gen, die mit der aktu­el­len Durch­imp­fungs­ra­te erzielt wer­den kön­nen“, betont ÖVIH-Gene­ral­se­kre­tär Dr. Chris­toph Jandl. „Könn­ten wir Gemein­schafts­schutz errei­chen, indem die Durch­imp­fungs­ra­te auf die von der WHO gefor­der­ten 90 Pro­zent steigt, wür­de es prak­tisch kei­ne Gebär­mut­ter­hals­kar­zi­no­me mehr geben – sowie ande­re HPV ver­ur­sach­ten Krebs­ar­ten dras­tisch redu­zie­ren – und damit alle ent­spre­chen­den Kos­ten und vor allem die Krank­heits­be­las­tung für die Betrof­fe­nen weg­fal­len.“

Refe­ren­zen:

BMSGPK (2023). Kurz­be­richt Huma­ne Papil­lo­ma­vi­ren (HPV) Eva­lu­ie­rung der HPV-Durch­imp­fungs­ra­ten mit einem dyna­mi­schen agen­ten­ba­sier­ten Simu­la­ti­ons­mo­dell

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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