Lungenentzündungen vermeiden: Pneumokokken-Impfung holen
Bakterielle Lungenentzündungen folgen oft auf COVID-19 oder Influenza
Wien 14. Dezember 2023. Im Moment hält uns die Herbst-COVID-Welle auf Trab. Eine Influenza-Welle wird wahrscheinlich noch folgen. Beide Infektionskrankheiten schwächen unser Immunsystem und machen es bakteriellen Keimen wie den Pneumokokken leicht, sich auszubreiten. Das kann dann unter anderem zu einer Lungenentzündung führen, die besonders für ältere Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen gefährlich sein kann. Um das Risiko dafür zu minimieren, sollten sich Menschen ab 60 und Personen mit Vorerkrankungen neben COVID-19 und Influenza unbedingt auch gegen Pneumokokken impfen lassen.
Geschädigte Schleimhäute als Eintrittspforte für Bakterien
„Die aktuelle COVID-19-Welle wird bei vielen Menschen zu geschädigten Schleimhäuten führen und dadurch die Abwehrmechanismen des Körpers schwächen“, berichtet Prim. Priv.-Doz. Dr. Rainer Gattringer, Infektiologe am Institut für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Dadurch werden zusätzliche oder nachfolgende bakterielle Infektionen wie Pneumokokken-Infektionen begünstigt.“ Auch Influenza- oder RSV-Infektionen (RSV = Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus) hätten einen ähnlichen Effekt. „Zu jeder Influenza-Welle gibt es parallel eine Pneumokokken-Welle“, erläutert der Experte. „Die Kombination – also eine Doppelinfektion mit beiden Keimen – ist besonders problematisch.“ Ein Phänomen, das man schon von der Spanischen Grippe 1918/19 kennt. Damals war die hohe Sterblichkeit zu einem guten Teil auf zusätzliche bakterielle Infektionen, zum Beispiel durch Pneumokokken, zurückzuführen.
Risiko steigt mit Anzahl der Vorerkrankungen
Das Risiko an einer Pneumokokken-Infektion zu erkranken, steigt wie bei vielen Erkrankungen mit dem Alter an. „Das ist selbst bei gesunden Personen so“, betont Gattringer. „Das Immunsystem lässt leider mit zunehmendem Alter nach. Ab 60 wird daher die Wahrscheinlichkeit für eine Pneumokokken-Lungenentzündung oder andere durch Pneumokokken ausgelöste Erkrankungen größer.“ Das Risiko erhöht sich außerdem dann, wenn jemand an chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder Diabetes leidet. Statistisch nachgewiesen wurde auch, dass das gleichzeitige Vorliegen mehrerer chronischer Grunderkrankungen das Risiko für eine Pneumokokken-Erkrankung noch weiter in die Höhe treibt.
Lungenentzündung mit langfristigen Folgen
Für ältere Menschen sind Pneumokokken-Infektionen vor allem aufgrund der dadurch hervorgerufenen schwerwiegenden Atemwegserkrankungen beziehungsweise Lungenentzündungen gefährlich.
„Auch wenn der Großteil der Betroffenen nicht im Spital aufgenommen werden muss, liegt die Anzahl derer, die wir im Krankenhaus behandeln müssen, immer noch in der Größenordnung einer durchschnittlichen Kleinstadt“, betont Gattringer. „Auch deswegen, weil wir oft die Auswirkungen auf bestehende Grunderkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen mittherapieren müssen.“
Selbst nach überstandener Erkrankung können Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Husten über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Je älter jemand sei, desto länger dauere auch die Rekonvaleszenz, so der Experte.
Was man ebenfalls bedenken sollte: Beinahe jede:r fünfte Patient:in erleidet aufgrund einer Lungenentzündung laut Studien kardiovaskuläre Komplikationen. Andere Studien zeigen, dass eine überstandene Lungenentzündung insgesamt mit einem langfristig erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden ist.
Impfung schützt
Das Risiko für Pneumokokken-Infektionen mit all ihren potenziellen Folgeerscheinungen lässt sich aber durch eine vorbeugende Pneumokokken-Impfung deutlich reduzieren. Deswegen gibt es im Österreichischen Impfplan seit vielen Jahren eine Empfehlung dafür. Sie gilt aktuell für gesunde Personen ab 60 Jahren sowie für jüngere Personen mit einem erhöhten Risiko, zum Beispiel durch chronische Erkrankungen wie Asthma, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.3 „Nehmen Sie die bakterielle Lungenentzündung nicht auf die leichte Schulter“, warnt auch Infektiologe Gattringer. „Wenn Sie über 60 sind: Holen Sie sich die Impfung! Und wenn Sie jünger sind und nicht wissen, ob die Pneumokokken-Impfung in Ihrem Fall nötig ist, erkundigen Sie sich bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.“
Referenzen:
Brundage JF, Shanks GD. Deaths from bacterial pneumonia during 1918–19 influenza pandemic. Emerg Infect Dis. 2008 Aug;14(8):1193–9.
Fukuda H, Onizuka H, Nishimura N, Kiyohara K. Risk factors for pneumococcal disease in persons with chronic medical conditions: Results from the LIFE Study. Int J Infect Dis. 2022 Mar;116:216–222.
BMSGPK, Impfplan 2023/24.
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
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