Die RSV-Sai­son hat begon­nen

Imp­fen ist immer noch mög­lich und sinn­voll

Wien 25. Jän­ner 2024. In der ers­ten Kalen­der­wo­che 2024 hat nicht nur die Influ­en­za-Wel­le das epi­de­mi­sche Niveau erreicht, son­dern auch die RSV*-Welle. Wäh­rend die COVID-19-Wel­le wie­der zurück­geht, sind die bei­den ande­ren der­zeit im Stei­gen. Babys und älte­re Erwach­se­ne sind beson­ders gefähr­det. Schutz ist mög­lich: Für Babys kann die­ser ent­we­der indi­rekt, durch die Imp­fung der wer­den­den Mut­ter, oder – bei Risi­ko­s­äug­lin­gen – durch eine soge­nann­te pas­si­ve Immu­ni­sie­rung erfol­gen. Auch für Senior:innen steht seit Herbst 2023 erst­mals eine Impf­mög­lich­keit zur Ver­fü­gung. Trotz der bereits begin­nen­den RSV-Wel­le ist es auch jetzt noch sinn­voll und wich­tig, sich imp­fen zu las­sen bezie­hungs­wei­se Risi­ko­kin­der zu schüt­zen.

Start der Wel­le zu Jah­res­be­ginn
Bereits Ende 2023 hat das Öster­rei­chi­sche RSV-Netz­werk ÖRSN eine Zunah­me der RSV-Akti­vi­tä­ten ver­zeich­net. In der ers­ten Jän­ner­wo­che haben die Virus­nach­wei­se in den ein­ge­sen­de­ten Pro­ben erst­mals die Gren­ze von zehn Pro­zent über­schrit­ten. Damit ste­hen wir nun am Beginn der RSV-Wel­le, der exakt mit dem Start der Influ­en­za-Wel­le zusam­men­fällt. Ähn­lich wie letz­tes Jahr tre­ten die drei gro­ßen Atem­wegs­er­re­ger (SARS-CoV‑2, Influ­en­za und RSV) gleich­zei­tig auf, was auch heu­er wie­der die Gefahr für Mehr­fach­in­fek­tio­nen mit sich bringt, die beson­ders schwer ver­lau­fen kön­nen. Zusätz­lich kann sich die­se Situa­ti­on auch nega­tiv auf die ohne­hin schon knap­pen Res­sour­cen in den Spi­tä­lern aus­wir­ken.

Klei­ne Kin­der – gro­ße Gefahr
RSV ist – gera­de bei Babys – eine extrem häu­fi­ge Erkran­kung. Vie­le wer­den ver­mut­lich in den nächs­ten Wochen und Mona­ten an RSV erkran­ken. „Pro Jahr infi­zie­ren sich mehr als 50.000 Kin­der im ers­ten Lebens­jahr mit dem Virus, bei etwa einem Vier­tel davon erreicht es sogar die tie­fen Atem­we­ge. Das hat zur Fol­ge, dass mehr als 1.000 Kin­der pro Jahr wegen RSV hos­pi­ta­li­siert wer­den müs­sen“, fasst Viro­lo­gin Priv. Doz.in Ing.in Dr.in Moni­ka Redl­ber­ger-Fritz von der Viro­lo­gie der Med­Uni Wien die Zah­len zusam­men.

Der Hin­ter­grund für die immer wie­der schwer­wie­gen­den Ver­läu­fe bei Säug­lin­gen und Klein­kin­dern ist ein bio­lo­gi­scher. „Wenn sich das Virus im Kör­per ver­mehrt, führt dies auch zu einer Zell­ver­schmel­zung der Atem­wegs­zel­len. Kin­der und vor allem Babys haben im Ver­gleich zu Erwach­se­nen aber ohne­dies schon enge­re Atem­we­ge, was in Kom­bi­na­ti­on mit einer Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on bis zu einem Ver­schluss der betrof­fe­nen Atem­we­ge füh­ren kann“, erläu­tert Redl­ber­ger-Fritz die Pro­ble­ma­tik. „Die­se Kin­der lei­den oft unter einer star­ken Atem­not und müs­sen immer wie­der auch künst­lich beatmet wer­den.“

Kin­der ste­cken Groß­el­tern an
RSV ist hoch­an­ste­ckend. Eine Per­son steckt sta­tis­tisch gese­hen drei wei­te­re an, beson­ders häu­fig han­delt es sich dabei ums Haus­halts­kon­tak­te. Denn die Viren wer­den durch Hus­ten, Nie­sen, engen Kör­per­kon­takt oder durch das Berüh­ren von kon­ta­mi­nier­ten Ober­flä­chen wie Tür­grif­fen, über­tra­gen. Ähn­lich wie bei der Influ­en­za kommt es auch bei RSV häu­fig vor, dass die Über­tra­gung von klei­nen Kin­dern auf die Groß­el­tern erfolgt.

Virus mit Fol­gen
Wäh­rend das RS-Virus bei jün­ge­ren Erwach­se­nen kaum Pro­ble­me ver­ur­sacht, ändert sich dies bei älte­ren Per­so­nen. Beson­ders dann, wenn sie ohne­hin schon an einer Atem­wegs­er­kran­kung wie Asth­ma oder COPD lei­den. Außer­dem ste­hen RSV-Infek­tio­nen gene­rell in Ver­bin­dung mit Ver­schlim­me­run­gen bei Herz­in­suf­fi­zi­enz, Herz­rhyth­mus­stö­run­gen und Herz­in­fark­ten. Stu­di­en zei­gen auch, dass die Sterb­lich­keit bei älte­ren Per­so­nen nach einen Kran­ken­haus­haus­ent­halt auf­grund von RSV beson­ders hoch ist: Hos­pi­ta­li­sier­te Per­so­nen über 75 Jah­ren haben eine Sterb­lich­keits­ra­te von fast 33 Pro­zent inner­halb eines Jah­res nach der Auf­nah­me im Spi­tal. „Die­se und vie­le wei­te­re Daten zei­gen, dass auch Senio­ren RSV nicht auf die leich­te Schul­ter neh­men soll­ten“, betont Redl­ber­ger-Fritz.

Imp­fen gegen RSV ist mög­lich
Seit Herbst 2023 ste­hen erst­mals Impf­stof­fe zum Schutz gegen RSV und sei­ne Fol­gen zur Ver­fü­gung. Laut öster­rei­chi­schem Impf­plan wird die Imp­fung gegen RSV Per­so­nen ab dem voll­ende­ten 60. Lebens­jahr emp­foh­len, ins­be­son­de­re Men­schen mit erhöh­tem Erkran­kungs­ri­si­ko wie bei­spiels­wei­se onko­lo­gi­sche Patient:innen, Patient:innen mit schwe­ren respi­ra­to­ri­schen, kar­dio­vas­ku­lä­ren oder neu­ro­lo­gi­schen Grund­er­kran­kun­gen, Men­schen mit Über­ge­wicht oder in Alten- und Pfle­ge­hei­men betreu­ten Per­so­nen.

Pas­si­ve Immu­ni­sie­rung für Risi­ko­kin­der
Auch Kin­der kön­nen geschützt wer­den. Dafür ste­hen aktu­ell zwei Optio­nen zur Ver­fü­gung. Früh­ge­bo­re­ne Kin­der oder Kin­der mit Herz­er­kran­kun­gen kön­nen wäh­rend der RSV-Sai­son eine monat­li­che pas­si­ve Immu­ni­sie­rung erhal­ten, da sie einem beson­ders hohen Risi­ko für einen schwe­ren Ver­lauf aus­ge­setzt sind. Eine ande­re pas­si­ve Immu­ni­sie­rung, die nur noch ein­mal pro Sai­son ver­ab­reicht wer­den muss, wird vor­aus­sicht­lich noch die­ses Jahr erhält­lich sein.

Außer­dem steht eben­falls seit Herbst 2023 ein Impf­stoff zur Ver­fü­gung, der für den pas­si­ven Schutz von Neu­ge­bo­re­nen durch die Imp­fung von Schwan­ge­ren zuge­las­sen ist. Auf die­se Art und Wei­se wer­den die schüt­zen­den Anti­kör­per von der Mut­ter auf das Kind über­tra­gen. Schwan­ge­re kön­nen auf Wunsch ein­ma­lig zwi­schen Sep­tem­ber und März geimpft wer­den.

*RSV = Respi­ra­to­ri­sches Syn­zy­ti­al Virus

Refe­ren­zen:

https://www.virologie.meduniwien.ac.at/wissenschaft-forschung/virus-epidemiologie/rsv-netzwerk-oersn/, zuletzt abge­ru­fen am 15.1.2024.

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BMSGPK, Öster­rei­chi­scher Impf­plan 2023/24, Ver­si­on 1.0 vom 05.09.2023

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