Gür­tel­ro­se: Schmerz­haft, fol­gen­reich und teu­er

Imp­fung ab 50 emp­foh­len

Wien 18. April 2024. Es schlum­mert in fast jedem von uns: das Vari­zel­la-Zos­ter-Virus, das zur äußerst schmerz­haf­ten und mit­un­ter lang­wie­ri­gen Gür­tel­ro­se füh­ren kann. Im Schnitt ist jede:r Drit­te ein­mal im Leben davon betrof­fen. Die Erkran­kungs­wahr­schein­lich­keit steigt wie so oft mit dem Alter. Mitt­ler­wei­le ist sogar ein Zusam­men­hang zwi­schen Gür­tel­ro­se und einem erhöh­ten Schlag­an­fall- bzw. Herz­in­farkt­ri­si­ko belegt. Prä­ven­ti­on ist seit eini­ger Zeit mög­lich, in Form einer zwei­tei­li­gen Imp­fung. Emp­foh­len wird sie vor allem Per­so­nen ab 50 Jah­ren.

Schmer­zen schlim­mer als bei einer Geburt

Mar­ti­na Rupp kann ein Lied davon sin­gen, Her­bert Pro­has­ka eben­so, oder auch die Schau­spie­le­rin Oli­via Sil­ha­vy: Gür­tel­ro­se kann das Leben mas­siv beein­träch­ti­gen. Betrof­fe­ne berich­ten von Schmer­zen schlim­mer als bei einer Geburt oder sol­chen, die nicht ein­mal mit meh­re­ren Schmerz­mit­teln unter Kon­trol­le zu brin­gen waren. Schuld dar­an ist das Vari­zel­la-Zos­ter-Virus, das sich zunächst – übli­cher­wei­se im Kin­des­al­ter – in Form von Feucht­blat­tern (auch Wind­po­cken oder Schaf­blat­tern genannt) bemerk­bar macht. „Nach der Erkran­kung ver­schwin­det es lei­der nie mehr aus dem Kör­per“, erläu­tert Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Mül­leg­ger, Vor­stand der Abtei­lung für Der­ma­to­lo­gie und Vene­ro­lo­gie am Lan­des­kli­ni­kum Wie­ner Neu­stadt. „Das Virus schlum­mert in den Ner­ven­kno­ten des Rücken­marks und der Gehirn­ner­ven und kann reak­ti­viert wer­den, wenn das Immun­sys­tem geschwächt ist. Daher ist die Gür­tel­ro­se eine Ner­ven­er­kran­kung, die mit oder ohne Haut­er­schei­nun­gen auf­tritt.“

Jede:r Drit­te erkrankt

Prak­tisch jede:r in Öster­reich trägt das Virus in sich, bei einer von drei Per­so­nen bricht die Erkran­kung auch aus. Jähr­lich sind 30.000 bis 40.000 Men­schen davon betrof­fen, die Hälf­te der Erkran­kun­gen tritt ab dem Alter von 50 Jah­ren auf.

Die­se Alters­grup­pe wird in den nächs­ten Jah­ren deut­lich grö­ßer wer­den. Bis 2040 wird es um 509.000 mehr über 50-Jäh­ri­ge – und damit poten­zi­ell Gür­tel­ro­se-Gefähr­de­te geben. Dadurch wird auch die Belas­tung des Gesund­heits­we­sens – ver­ur­sacht durch Gür­tel­ro­se-Erkran­kun­gen – stei­gen. Bereits jetzt gehen 20.000 Spi­tal­be­lags­ta­ge pro Jahr auf das Kon­to der Gür­tel­ro­se. Die Kos­ten für das Gesund­heits­sys­tem belau­fen sich auf 56 Mil­lio­nen Euro jähr­lich.

Gür­tel­ro­se kann schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen nach sich zie­hen

Bei der Gür­tel­ro­se han­delt es sich um eine meist sehr schmerz­haf­te Ner­ven­ent­zün­dung, die mit lang­an­hal­ten­den Kom­pli­ka­tio­nen ein­her­ge­hen kann. Die häu­figs­te Kom­pli­ka­ti­on ist die Post-Zos­ter-Neur­al­gie, ein Ner­ven­schmerz, der monate‑, manch­mal auch jah­re­lang anhal­ten kann und die Lebens­qua­li­tät mas­siv beein­träch­tigt. Betrof­fen davon sind je nach Alter bis zu 30 % aller an Gür­tel­ro­se Erkrank­ten.
Als wei­te­re Kom­pli­ka­tio­nen gel­ten der soge­nann­te Post-Zos­ter-Pru­ri­tus (ein star­ker, anhal­ten­der Juck­reiz), zusätz­li­che bak­te­ri­el­le Super­in­fek­tio­nen, eine Betei­li­gung der Augen (Zos­ter oph­thal­mi­cus) oder Erkran­kun­gen des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems (Zos­ter Enze­pha­li­tis). Die Augen­be­tei­li­gung ist rela­tiv häu­fig – sie betrifft bis zu ein Vier­tel aller Gürtelrose-Patient:innen und kann in sel­te­nen Fäl­len eine Erblin­dung zur Fol­ge haben. Hin­rei­chend belegt ist auch ein Anstieg des Herz­in­farkt- und Schlag­an­fall­ri­si­kos vor allem in den Mona­ten unmit­tel­bar nach der Erkran­kung.

Imp­fung mög­lich

Glück­li­cher­wei­se ist eine Vor­beu­gung gegen Gür­tel­ro­se mög­lich. Die zwei­tei­li­ge Imp­fung ist im Öster­rei­chi­schen Impf­plan für Per­so­nen ab 50 und sol­che mit einem beson­ders hohen Risi­ko für eine Erkran­kung bezie­hungs­wei­se Kom­pli­ka­tio­nen ab 18 Jah­ren emp­foh­len.
Die Durch­imp­fungs­ra­ten sind – wie bei vie­len ande­ren impf­prä­ven­ta­blen Erkran­kun­gen – im Erwach­se­nen­seg­ment nied­rig. „Das liegt einer­seits dar­an, dass gene­rell zu wenig über Erwach­se­nen­krank­hei­ten infor­miert und auf­ge­klärt wird, ande­rer­seits sind die hohen Kos­ten eine gro­ße Hür­de für ein­kom­mens­schwä­che­re Senio­rin­nen und Senio­ren. Denn im Unter­schied zu Län­dern wie Deutsch­land, Ita­li­en oder Groß­bri­tan­ni­en wird die Imp­fung in Öster­reich nicht erstat­tet“, erläu­tert die Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Senio­ren­ra­tes LAbg Ingrid Koro­sec.

Sie zeigt sich über­zeugt, dass ein kos­ten­frei­er Zugang zu Imp­fun­gen – wie es ihn in ande­ren euro­päi­schen Län­dern gibt – die Durch­imp­fungs­ra­ten stei­gern und dadurch auch die Belas­tun­gen für die Betrof­fe­nen und das Gesund­heits­sys­tem erheb­lich ver­min­dern wür­de. „Eine Finan­zie­rung der Imp­fun­gen durch die öffent­li­che Hand wür­de mit­tel- und lang­fris­tig Kos­ten spa­ren und den Betrof­fe­nen wie auch dem Gesund­heits­sys­tem enorm nut­zen. Eine Win-win-Situa­ti­on für alle.“

Impf­emp­feh­lun­gen sind im Öster­rei­chi­schen Impf­plan nach­zu­le­sen und Impf­be­ra­tung bie­ten Ärzt:innen und Apotheker:innen im öster­rei­chi­schen Gesund­heits­we­sen.

Refe­ren­zen:

Har­paz R et al. MMWR;2008;57;1–30; RKI. Epi­de­mio­lo­gi­sches Bul­le­tin. 50 /2018; Ult­sch B et al., Eur J Health Econ. 2013;14:1015–1026.

Öko­no­mi­sche Effek­te der Her­pes-Zos­ter-Imp­fung in Öster­reich, M. Gleits­mann, Mar­tin, D. Grübl, A. Pitzschke, C. Schnei­der; Eco­no­mica GmbH; April 2023.

Abfra­ge BMSGPK LKF Daten 2021, LKF Modell 2022.

Dro­let M et al. Vac­ci­ne 2012 Mar 9;30(12):2047–50.

Erwerbs­tä­ti­gen­quo­te und Brut­to­ein­kom­men Sta­tis­tik Aus­tria 2022.

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BMSGPK, Öster­rei­chi­scher Impf­plan 2023/24.

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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