Anti­bio­ti­ka-Resis­ten­zen vor­beu­gen: Jetzt gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen!

Auch Imp­fun­gen gegen Viren kön­nen hel­fen, Anti­bio­ti­ka-Resis­ten­zen zu redu­zie­ren

Wien 21. Novem­ber 2023. Vie­le durch Bak­te­ri­en aus­ge­lös­te Erkran­kun­gen sind grund­sätz­lich mit Anti­bio­ti­ka behan­del­bar. Näm­lich dann, wenn das rich­ti­ge Anti­bio­ti­kum recht­zei­tig ver­ab­reicht wird und (noch) kei­ne Resis­tenz dage­gen vor­liegt. Weder das eine noch das ande­re ist immer der Fall. Imp­fun­gen sind ein wich­ti­ger Teil im Arse­nal gegen Anti­bio­ti­ka-Resis­ten­zen, wer­den aber vor allem im Erwach­se­nen­be­reich immer noch viel zu wenig genützt. So auch in Öster­reich. Eine aus­rei­chend hohe Durch­imp­fungs­ra­te gegen die durch Pneu­mo­kok­ken ver­ur­sach­te Lun­gen­ent­zün­dung könn­te den Ein­satz von Anti­bio­ti­ka in vie­len Fäl­len obso­let machen. Eine hohe Durch­imp­fungs­ra­te gegen Influ­en­za und ande­re Viren wür­de vie­le zusätz­li­che und damit beson­ders gefähr­li­che Infek­tio­nen mit Bak­te­ri­en ver­hin­dern. Wer vor­beu­gen will, soll­te jetzt imp­fen gehen.

Mil­lio­nen Todes­op­fer auf­grund von Anti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen
2019 gab es welt­weit 4,91 Mil­lio­nen Tote, die mit Anti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen in Zusam­men­hang ste­hen. 2050 dürf­te die­se Zahl auf 10 Mil­lio­nen anstei­gen. Auch die damit ver­bun­de­nen Kos­ten sind enorm. In der EU/E­WR-Regi­on ist die Krank­heits­last ver­ur­sacht durch Anti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen ver­gleich­bar mit der von Influ­en­za, Tuber­ku­lo­se und HIV/AIDS zusam­men. Schät­zun­gen las­sen ver­mu­ten, dass dadurch im Jahr 2050 569 Mil­lio­nen zusätz­li­che Spi­tals­ta­ge ver­ur­sacht wer­den. Für Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler, ein Weck­ruf: „Die­se Zah­len sind mehr als besorg­nis­er­re­gend.“

Maß­nah­men­mix erfor­der­lich
Mit neu­en The­ra­pien allein wird das Pro­blem nicht lös­bar sein. Gebraucht wer­den sowohl The­ra­pien als auch Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men. Imp­fun­gen spie­len in die­sem Maß­nah­men­mix eine wich­ti­ge Rol­le, wie in einem neu­en Papier des Euro­päi­schen Dach­ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler, Vac­ci­nes Euro­pe, fest­ge­hal­ten wird. Gal­lo-Dani­el ergänzt: „Imp­fun­gen kön­nen die schwe­ren Kon­se­quen­zen von Infek­ti­ons­krank­hei­ten redu­zie­ren, Todes­fäl­le und Kom­pli­ka­tio­nen ver­hin­dern und die wei­te­re Aus­brei­tung von Patho­ge­nen ein­schrän­ken. Dadurch kön­nen auch die Belas­tun­gen für das Gesund­heits­sys­tem gesenkt und die Ver­wen­dung von Anti­bio­ti­ka ver­rin­gert wer­den.“

Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung redu­ziert Anti­bio­ti­ka-Ver­brauch
Das Bei­spiel der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung bei Kin­dern zeigt deut­lich, wel­chen Nut­zen Imp­fun­gen brin­gen kön­nen. Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen kön­nen ja grund­sätz­lich mit Anti­bio­ti­ka behan­delt wer­den, aller­dings tre­ten in die­sem Zusam­men­hang immer wie­der Resis­ten­zen auf. In den USA hat die Ein­füh­rung der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung bei Kin­dern zu einem Rück­gang der gegen Anti­bio­ti­ka resis­ten­ten Erkran­kungs­fäl­le geführt, sowohl in den geimpf­ten als auch in den nicht geimpf­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pen. Das bedeu­tet, dass sogar eine Art Gemein­schafts­schutz erreicht wer­den konnte.1

Pneu­mo­kok­ken wie­der im Vor­marsch
Anti­bio­ti­ka-Resis­ten­zen tre­ten mitt­ler­wei­le auch in Öster­reich auf. 2022 wur­den in einem klei­nen Teil der Iso­la­te von regis­trier­ten inva­si­ven Pneu­mo­kok­ken-Fäl­len gegen bestimm­te Anti­bio­ti­ka resis­ten­te Kei­me gefun­den. Auch die Zahl der inva­si­ven Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen ins­ge­samt – also jener, bei denen die Pneu­mo­kok­ken ins Blut oder ins Gewe­be bestimm­ter Orga­ne ein­ge­drun­gen sind – ist fast wie­der auf dem Niveau von vor der COVID-19-Pan­de­mie. „Bei­des sind Grün­de, die kla­re Pneu­mo­kok­ken-Impf­emp­feh­lung im Natio­na­len Impf­plan für Per­so­nen über 60 bezie­hungs­wei­se für Per­so­nen mit bestimm­ten Vor­er­kran­kun­gen zu beach­ten“, stellt Mag. Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH klar. Nähe­re Infor­ma­tio­nen dazu gibt es auch auf der Web­site https://pneumokokken-stoppen.at/.

Imp­fun­gen gegen Viren hel­fen, Anti­bio­ti­ka zu redu­zie­ren

Vira­le Erkran­kun­gen sind oft der Aus­gangs­punkt für eine bak­te­ri­el­le Zweit­in­fek­ti­on, was den Krank­heits­ver­lauf noch zusätz­lich ver­schlech­tern kann. Wird eine vira­le Infek­ti­on durch eine Imp­fung ver­hin­dert oder im Schwe­re­grad redu­ziert, spie­gelt sich das auch in den sin­ken­den Fol­ge­infek­tio­nen und in einem nied­ri­ge­ren Anti­bio­ti­ka­ver­brauch wider. Imp­fun­gen gegen Influ­en­za sind ein Bei­spiel dafür. Daten, die zei­gen wer­den, dass COVID-19 und RSV-Imp­fun­gen eben­falls hel­fen, den Anti­bio­ti­ka-Ver­brauch zu redu­zie­ren, wer­den erwartet.1

„In Öster­reich sind die Durch­imp­fungs­ra­ten im Erwach­se­nen­be­reich trotz der ein­deu­ti­gen Daten­la­ge meist zu nied­rig“, betont die ÖVIH-Prä­si­den­tin und erklärt: „Imp­fun­gen – von Pneu­mo­kok­ken über COVID-19 bis Influ­en­za – schüt­zen also in vie­ler­lei Hin­sicht.“ Ihre Emp­feh­lung: „Spre­chen Sie mit Ihrem Haus­arzt oder der Apo­the­ke­rin Ihres Ver­trau­ens dar­über und las­sen Sie sich bera­ten!“

Refe­ren­zen:

Vac­ci­nes Euro­pe, Vac­ci­nes Euro­pe White Paper on the role of vac­ci­na­ti­on in the fight against the anti­mi­cro­bi­al resis­tance (AMR), Novem­ber 2023.
BMSGPK/AGES, Natio­na­le Refe­renz­zen­tra­le für Pneu­mo­kok­ken — Jah­res­be­richt 2022

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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