Die Zeckensaison beginnt – FSME-Impfung nicht vergessen!
Über 100 FSME-Fälle 2021 – Auffrischungsimpfung ist essenziell
Wien, 3. März 2022. Die Zecken stechen aufgrund der steigenden Temperaturen nun wieder vermehrt zu, mögliche gesundheitliche Folgeerscheinungen inklusive. Daten für 2021 zeigen, dass die FSME-Fallzahlen diesmal leicht über dem langjährigen Mittel gelegen sind, aber weniger hoch waren als 2020. Die Gefahr einer Infektion ist jedenfalls für Ungeimpfte nach wie vor gleich hoch wie zu Beginn der 1980er Jahre, also vor Einführung der FSME-Impfung. Diese, sofern regelmäßig aufgefrischt, bietet glücklicherweise einen ausgezeichneten Schutz vor der Erkrankung. Da die Zeckensaison nun wieder beginnt, ist es Zeit, den Impfstatus zu überprüfen und sich, wenn nötig, eine Auffrischungsimpfung oder eine Grundimmunisierung zu holen. Das gilt für jede in Österreich lebende Person ab dem Alter von einem Jahr. Mehr zu FSME und der Schutzimpfung dagegen kann man ab sofort auch in einem neuen Video nachsehen, das Martin Moder gemeinsam mit dem ÖVIH produziert hat.
Seit 2017 jährlich über 100 vermeidbare Fälle
2021 wurden 128 Personen aufgrund von FSME hospitalisiert, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Rekordwert von 2020 mit 216 Fällen. Eine ähnliche Entwicklung konnte in unseren Nachbarländern beobachtet werden. Jährliche Schwankungen der FSME-Fallzahlen sind typisch und nicht ungewöhnlich. Abgesehen von den beiden Ausnahmen 2016 und 2020 gab es in den letzten 20 Jahren eine Schwankung innerhalb der jährlich gemeldeten Fälle von 46 bis 116. Somit liegt die Fallzahl von 2021 nur leicht darüber. Die Ursachen für diese Schwankungen dürften multifaktoriell sein und sind noch nicht genau geklärt. Gleich geblieben sind jedoch die Bundesländer mit den höchsten Fallzahlen der letzten Jahre: Oberösterreich (48 Fälle 2021), Tirol (25 Fälle) und Salzburg (19 Fälle). 2021 wurde mit Schwarzach in Vorarlberg ein neuer Infektionsort entdeckt.
Schwere Verläufe bei Personen 50+
Etwa die Hälfte der registrierten FSME-Patient*innen war auch 2021 über 50 Jahre alt. Kinder unter 15 Jahre waren zu 10 Prozent betroffen und damit seltener als in den Jahren davor. 42 Prozent der hospitalisierten Personen hatten einen schweren Verlauf mit Beteiligung des Zentralnervensystems. Mehr als zwei Drittel der Patient*innen mit schwerer Erkrankung waren älter als 50 Jahre, aber auch vier Kinder erkrankten an Meningoenzephalitis (Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute) beziehungsweise Enzephalomyelitis (Gehirn- und Rückenmarksentzündung). Besonders tragisch: Eine Person ist 2021 an einer Doppelinfektion von FSME und SARS-CoV‑2 gestorben.
Weniger Fälle wären möglich
Zwar hat sich seit Einführung der FSME-Impfung die jährliche Fallzahl deutlich reduziert, dennoch wäre eine weitere Reduktion möglich, ist Prof.in Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health an der MedUni Wien überzeugt. „Wir haben zwar eine hohe Anzahl an Personen in Österreich, die irgendwann einmal gegen FSME geimpft wurde, jedoch sind viele bei der Auffrischung nicht so genau. Nur wenn man sich an den empfohlenen Impfintervall hält, ist man sicher vor der Erkrankung geschützt.“, erläutert sie. Außerdem zeigen die Fälle schwerer Verläufe bei Kleinkindern, dass man auch nicht zu lange mit der Grundimmunisierung warten sollte, gerade wenn man in einem Bundesland lebt, in dem jedes Jahr besonders viele FSME-Infektionen vorkommen. Die Impfung ist bereits ab dem Alter von einem Jahr zugelassen, in Ausnahmefällen kann sogar schon ab sechs Monaten geimpft werden.“
Zecken bereits aktiv
Auch wenn die hohen Temperaturen noch nicht dauerhaft bleiben dürften, sollte man ab sofort damit rechnen, dass die Zecken wieder aktiv sind und die Gefahr für eine FSME-Infektion steigt. Letztes Jahr wurde jedenfalls bereits im März der erste FSME-Fall gemeldet. Kein Wunder, sind Zecken doch bereits ab einer Temperatur von 5 Grad wieder auf Gräsern und im Gebüsch anzutreffen. „Außerdem sollte man nicht dem Irrtum unterliegen, dass man in der Stadt oder in manchen Bundesländern keine FSME bekommen kann“, betont Kunze. „Leider gilt das ganze Land als Endemiegebiet. Man kann den Zecken und der FSME nicht aus dem Weg gehen, aber man kann sich leicht schützen. Und das geht nach wie vor am besten durch die FSME-Impfung.“
Rasches Entfernen bringt Vorteile gegen Borreliose, nicht gegen FSME
Wer im Gras oder Gebüsch unterwegs war, sollte auf jeden Fall seinen Körper hinterher nach Zecken absuchen. Diese können auch noch ganz klein, also im Nymphenstadium sein, daher ist wichtig, genau zu schauen. Das gilt ganz besonders für weiche und warme Körperpartien wie den Genitalbereich, die Innenseite der Oberschenkel, Kniekehle und Armbeugen, den Bauchnabel, Hautfalten wie z.B. unter den Brüsten oder die Achselhöhlen. Gefundene Zecken rasch zu entfernen ist wichtig, reduziert aber vor allem das Risiko, sich mit Borrelien zu infizieren. Bei FSME bringt das leider nicht viel, da hier die Übertragung sehr schnell stattfindet. Einmal mehr gilt: Impfen ist der beste Schutz. Daher lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Impfpass checken (lassen).
Service: Neue Video-Serie mit Martin Moder
Der ÖVIH hat kürzlich gemeinsam mit dem Molekularbiologen und Science Buster Martin Moder eine Videoserie gestartet, in der die wichtigsten impfpräventablen Erkrankungen erklärt werden und aufgezeigt wird, welchen Nutzen die jeweiligen Impfungen bringen können. Das gerade fertiggestellte Video rund um FSME ist unter diesem Link jederzeit abrufbar.
Referenzen:
Zentrum für Virologie, Medizinische Universität Wien, Virusepidemiologische Information NR. 02/22
Zentrum für Virologie, Medizinische Universität Wien
Markowicz, M., et.al. Infections with Tickborne Pathogens after Tick Bite, Austria, 2015–2018, Emerging Infectious Diseases, Vol. 27, No. 4, April 2021
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/FSME/Zecken/Zecken.html, zuletzt abgerufen am 17.2.2022
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
FINE FACTS Health Communication
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