Durchimpfungsraten aller Impfungen deutlich zurückgegangen

Impflücken bei vielen impfpräventablen Erkrankungen

Wien, 14. März 2022. Die Durch­imp­fungs­ra­te bei Influ­en­za lag die­se Sai­son zwar weit über dem vor­pan­de­mi­schen Niveau, jedoch deut­lich unter jenem des letz­ten Jah­res und weit unter dem für einen Gemein­schafts­schutz not­wen­di­gen Wert. Die gerin­ge Inan­spruch­nah­me der Influ­en­za-Imp­fung könn­te aber in den nächs­ten Jah­ren pro­ble­ma­tisch wer­den, da die Influ­en­za-Sai­so­nen nach Weg­fall der pan­de­mi­schen Kon­takt­be­schrän­kun­gen ver­mut­lich wie­der deut­lich schwe­rer aus­fal­len wer­den als zuletzt. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) steht daher jeder­zeit für Gesprä­che mit der öffent­li­chen Hand bereit, um Ver­bes­se­run­gen zu errei­chen. Auch bei ande­ren Imp­fun­gen wie Masern oder FSME sind die Durch­imp­fungs­ra­ten durch die Pan­de­mie deut­lich unter Druck gera­ten, in vie­len Berei­chen öff­nen sich gro­ße Lücken. Eine ein­fa­che und rasche indi­vi­du­el­le Maß­nah­me könn­te ein Impf­pas­scheck beim* bei der Ärzt*in oder Apotheker*in sein.

Weni­ger als 20 Pro­zent Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te

Wäh­rend die Angst vor schwe­ren Ver­läu­fen und Koin­fek­tio­nen mit SARS-CoV‑2 und Influ­en­za in der Sai­son 2020/21 eine mas­si­ve Nach­fra­ge aus­ge­löst hat­te, ist sie die­se Sai­son stark zurück­ge­gan­gen. Auf­grund der Pan­de­mie und der nur weni­gen Gra­tis­an­ge­bo­te bezie­hungs­wei­se Kas­sen­un­ter­stüt­zun­gen war die von der WHO gefor­der­te Durch­imp­fungs­ra­te von 75 Pro­zent die­se Sai­son außer Reich­wei­te. Sie ist gegen­über letz­ter Sai­son sogar noch um mehr als fünf Pro­zent gesun­ken und lag dies­mal bei rund 17 Pro­zent. „Zwar ist die Influ­en­za-Sai­son heu­er glimpf­lich ver­lau­fen“, stellt Dr. Chris­toph Jandl, Lei­ter der Arbeits­grup­pe Influ­en­za im Öster­rei­chi­schen Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) fest. „Das hät­te aber auch anders aus­ge­hen kön­nen und dann wäre auch in der Risi­ko­po­pu­la­ti­on ein sehr gro­ßer Teil nicht vor einem schwe­ren Ver­lauf geschützt gewe­sen.“ Expert*innen konn­ten ja bis zuletzt nicht aus­schlie­ßen, dass es die­sen Win­ter zu einer Influ­en­za-Wel­le kom­men könn­te. Auf­grund der aus­ge­fal­le­nen Influ­en­za-Sai­son 2020/21 hät­te eine sol­che auch schwer­wie­gen­de Fol­gen haben kön­nen – auch durch das gleich­zei­ti­ge Auf­tre­ten mit COVID-19. In den letz­ten vier Jah­ren vor dem Auf­tre­ten von COVID-19 wur­de die Anzahl der Influ­en­za-Todes­fäl­le in Öster­reich pro Win­ter auf 834 bis 4.436 geschätzt. Für die Her­stel­ler ist die wech­seln­de Nach­fra­ge ein Pro­blem:
Bei vie­len Apo­the­ken und Ärzt*innen lie­gen noch unver­impf­te Bestän­de, die hohe Ver­nich­tungs­kos­ten ver­ur­sa­chen. Die­se Sai­son hat­te sich nur ein Bun­des­land zu umfang­rei­che­ren Influ­en­za­prä­ven­tio­nen ent­schlos­sen und ein breit ange­leg­tes kos­ten­lo­ses Impf­pro­gramm ange­bo­ten. Aus ÖVIH Sicht wären für die kom­men­den Sai­so­nen wei­te­re Maß­nah­men not­wen­dig, um die Durch­imp­fungs­ra­ten zu erhö­hen.

Impflü­cken bei Masern

Impflü­cken gibt es nicht nur bei Influ­en­za, son­dern auch in ande­ren Indi­ka­tio­nen, aller­dings aus­ge­hend von einem wesent­lich höhe­ren Niveau. Eine davon sind die Masern. Auch hier sah man vor der Pan­de­mie immer wie­der Aus­brü­che in Öster­reich, 2019 wur­den 151 Masern-Fäl­le gemel­det. Das Ziel der WHO ist seit Jah­ren, die Imp­fun­gen so weit vor­an­zu­trei­ben, dass die Masern end­gül­tig aus­ge­rot­tet wer­den kön­nen. Not­wen­dig dafür ist eine Durch­imp­fungs­ra­te von 95 % mit zwei Dosen eines Lebend­impf­stof­fes. 2019 hat sich hin­sicht­lich Erwach­se­nen-Nach­holimp­fun­gen schon eini­ges getan, 2020 hat sich die­ser Trend aller­dings nicht mehr fort­ge­setzt. „Die­se Daten zei­gen, dass wir auch bei den Masern wei­ter dar­an arbei­ten müs­sen, die Durch­imp­fungs­ra­ten sowohl im Kin­der- als auch im Erwach­se­nen­be­reich zu erhö­hen, um das WHO-Ziel und damit eine mög­li­che Eli­mi­na­ti­on der Masern zu errei­chen“, stellt Mag.a Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH, fest. Bei den wich­ti­gen Basis­imp­fun­gen gegen Diph­the­rie, Teta­nus, Polio­mye­li­tis und Keuch­hus­ten sind die Impf­ra­ten eben­falls deut­lich gesun­ken. Die Rück­gän­ge bei den Impf­ra­ten und damit dem Schutz lie­gen klar im zwei­stel­li­gen Bereich, genaue Zah­len sind hier aller­dings nicht bekannt. Beson­ders pro­ble­ma­tisch sind die aus­ge­fal­le­nen Schulimp­fun­gen. „Sie wer­den ohne beson­de­re Anstren­gun­gen nicht auf­zu­ho­len sein“, fürch­tet Has­lin­ger.

Kei­ne Her­den­im­mu­ni­tät, wich­ti­ger Indi­vi­du­al­schutz bei FSME

Gera­de jetzt soll­ten die Men­schen neben den Basis­imp­fun­gen auch wie­der an den Schutz vor FSME den­ken. In die­sem Fall kann auf­grund des Über­tra­gungs­we­ges von Tier zu Mensch zwar kei­ne Her­den­im­mu­ni­tät erreicht wer­den und auch eine Aus­rot­tung ist nicht mög­lich, ein indi­vi­du­el­ler Schutz durch Grund­im­mu­ni­sie­rung und regel­mä­ßi­ge Auf­fri­schung dage­gen schon. Die Auf­fri­schun­gen sind not­wen­dig, um wei­ter­hin den hohen Schutz von 97 Pro­zent zu haben. Lei­der neh­men vie­le Men­schen in Öster­reich die­se nicht ganz so genau. Gera­de jetzt soll­te aber jede*r wie­der dar­an den­ken, wenn die Tage län­ger und wär­mer wer­den und sich Zecke und Mensch wie­der ger­ne im Frei­en auf­hal­ten. Wer ver­pass­te Auf­fri­schun­gen nach­ho­len muss, muss sich übri­gens kei­ne Sor­gen machen: Auch wenn die letz­te Imp­fung schon zurück liegt, genügt ein Stich, um wie­der den vol­len Impf­schutz zu errei­chen.

Refe­ren­zen:

https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis‑z/grippe, zuletzt abge­ru­fen am 23.2.2022

BMSGPK, Masern­kurz­be­richt 2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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