Impfstoffhersteller plädieren für Verbesserungen im Impfwesen

9‑Punkte-Plan zur Hebung der Durchimpfungsraten und Optimierung der Impfstoffversorgung

Wien, 24. Febru­ar 2022. Bereits 2019 hat der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) einen Natio­na­len Akti­ons­plan vor­ge­legt, der auf­ge­zeigt hat, wie man das Impf­we­sen in Öster­reich ver­bes­sern könn­te. Die COVID-19-Pan­de­mie mit all ihren Aus­wir­kun­gen auch auf ande­re Imp­fun­gen hat nun ein­mal mehr ver­deut­licht, wel­che Adap­tie­rungs­maß­nah­men nötig sind, um jede*n Ein­zel­nen, aber auch die Gesell­schaft best­mög­lich vor impf­prä­ven­ta­blen Erkran­kun­gen zu schüt­zen. Der ÖVIH hat die­se nun in einem upge­da­te­ten 9‑Punk­te-Plan zusam­men­ge­fasst.

Zie­le for­mu­lie­ren

An obers­ter Stel­le der not­wen­di­gen Ver­bes­se­run­gen aus Sicht des ÖVIH steht die Ziel­for­mu­lie­rung. „Wir brau­chen defi­nier­te gesund­heits­po­li­ti­sche Zie­le, die vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Pfle­ge und Kon­su­men­ten­schutz (BMSGPK) vor­ge­ge­ben wer­den soll­ten“, sagt Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des ÖVIH. „Das sind vor allem Ziel­grö­ßen bei den Durch­imp­fungs­ra­ten, und zwar in allen Alters- und Risi­ko­grup­pen und zu allen im Öster­rei­chi­schen Impf­plan vor­ge­se­he­nen Imp­fun­gen.“ Für man­che Indi­ka­tio­nen wie Influ­en­za oder HPV gäbe es ja bereits Ziel­vor­ga­ben der WHO, an denen man sich auch in Öster­reich ori­en­tie­ren kön­ne. „Die tat­säch­li­chen Durch­imp­fungs­ra­ten muss man dann im nächs­ten Schritt mit den defi­nier­ten Zie­len abglei­chen, am bes­ten im Rah­men des e‑Impfpasses“, erläu­tert die ÖVIH-Prä­si­den­tin.

Aus­bau des e‑Impfpasses

Mit der Ein­füh­rung des e‑Impfpasses im Rah­men der COVID-19-Pan­de­mie sei ja bereits ein wich­ti­ger Mei­len­stein gelun­gen, betont Gal­lo-Dani­el. Nun müs­se er rasch wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. Dazu gehö­re vor allem die Ein­tra­gung aller im Natio­na­len Impf­plan emp­foh­le­nen Imp­fun­gen aller Bevöl­ke­rungs­grup­pen. Wür­de man die­se dann anony­mi­siert regio­nal und natio­nal aus­wer­ten, kön­ne man erken­nen, wo es Impflü­cken gäbe und ent­spre­chen­de Maß­nah­men set­zen. Hilf­reich und sinn­voll wären außer­dem Erin­ne­rungs­funk­tio­nen für den* die Einzelne*n zu fäl­li­gen Imp­fun­gen. Papier­impf­päs­se wür­den oft ver­lo­ren­ge­hen bezie­hungs­wei­se sei­en man­che Ein­tra­gun­gen nach ein paar Jah­ren nur noch schwer nach­voll­zieh­bar.

Regel­mä­ßi­ge Erhe­bung der Impf-Ein­stel­lun­gen der Bevöl­ke­rung

Neben den quan­ti­ta­ti­ven Daten, die im Rah­men der e‑Impf­pass-Aus­wer­tun­gen erho­ben wer­den soll­ten, ist aus Sicht des ÖVIH auch die Erhe­bung von qua­li­ta­ti­ven Daten nötig. Der ÖVIH for­dert daher die Durch­füh­rung ent­spre­chen­der Erhe­bun­gen von öffent­li­cher Sei­te. ÖVIH-Gene­ral­se­kre­tär Dr. Chris­toph Jandl erläu­tert: „Die Grün­de, war­um Men­schen sich nicht imp­fen las­sen, sind sehr unter­schied­lich. Gesund­heits­po­li­ti­sche Maß­nah­men zur Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­ten sind aber nur dann sinn­voll, wenn die­se Grün­de bekannt sind. Außer­dem kann man über ent­spre­chen­de Erhe­bun­gen erken­nen, ob und wie gut gesund­heits­po­li­ti­sche Maß­nah­men ange­nom­men wer­den und kann die­se im Fall des Fal­les ent­spre­chend nach­jus­tie­ren.”

Nie­der­schwel­li­ger Zugang

Was für den ÖVIH auf jeden Fall zu den wich­tigs­ten Maß­nah­men zur Stei­ge­rung der Durch­imp­fungs­ra­te unab­hän­gig von der Indi­ka­ti­on gehört, ist ein nie­der­schwel­li­ger Zugang zu Imp­fun­gen. Hier haben Bund und Län­der im Rah­men der COVID-Imp­fun­gen schon viel geleis­tet. Nun soll­te die­ser ein­fa­che Zugang auch für ande­re Imp­fun­gen wei­ter fort­ge­führt und mit den jewei­li­gen Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen abge­stimmt wer­den, ist man bei ÖVIH über­zeugt. „Dazu gehö­ren auch Maß­nah­men rund um den Zugang zu den kos­ten­frei­en Imp­fun­gen im Pflicht­schul­al­ter“, erklärt Mag.a Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH. „Gera­de bei die­sen Imp­fun­gen ist der Nach­hol­be­darf aktu­ell beson­ders hoch. Weder gibt es ein­heit­li­che Kom­pe­ten­zen bei der Durch­füh­rung noch genü­gend Auf­klä­rung von Schüler*innen und Eltern. Dies trifft vor allem auch auf ent­fal­le­ne Imp­fun­gen auf­grund der Pan­de­mie zu. Eine bun­des­län­der­über­grei­fen­de Auf­klä­rung und ein nie­der­schwel­li­ger Zugang zu Imp­fun­gen für Kin­der und Jugend­li­che müs­sen nun end­lich geschaf­fen wer­den. Eben­so eine Neu­de­fi­ni­ti­on der Kom­pe­ten­zen für die Durch­füh­rung von Schulimp­fun­gen.“

Früh­zei­ti­ge Ein­bin­dung der Impf­stoff­her­stel­ler in stra­te­gi­sche Bedarfs­pla­nung

Um die benö­tig­ten Impf­stof­fe, die im Rah­men der defi­nier­ten Maß­nah­men ver­impft wer­den sol­len, auch tat­säch­lich in aus­rei­chen­der Men­ge und zum rich­ti­gen Zeit­punkt zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen, for­dern die Her­stel­ler in ihrem letz­ten Punkt, ver­mehrt in die Bedarfs­pla­nung ein­ge­bun­den zu wer­den wer­den. Und zwar recht­zei­tig. ÖVIH-Prä­si­den­tin Gal­lo-Dani­el erläu­tert, war­um. „Die glo­ba­le Impf­stoff­pro­duk­ti­on ist sehr kom­plex, wes­we­gen die Pro­duk­ti­ons­dau­er eines Impf­stof­fes bis zu zwei Jah­re betra­gen kann.“ Sie ergänzt: „Das bedeu­tet, dass Impf­stoff­her­stel­ler früh­zei­tig auf Basis der defi­nier­ten Impf­zie­le über den Bedarf infor­miert und in die Erstel­lung von Impf­stra­te­gien ein­ge­bun­den wer­den müs­sen. Als Her­stel­ler ste­hen wir daher mit all unse­rer Exper­ti­se jeder­zeit ger­ne für Gesprä­che mit der öffent­li­chen Hand zur Ver­fü­gung.

Der gesam­te Natio­na­le Akti­ons­plan des ÖVIH mit allen For­de­run­gen im Detail steht unter Natio­na­ler Akti­ons­plan Imp­fen.

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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