Opti­mie­rungs­mög­lich­kei­ten beim Influ­en­za-Impf­pro­gramm 2023

ÖVIH legt Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge in fünf Punk­ten vor

Wien, 7. Novem­ber 2022. Im nächs­ten Jahr — 2023 — wird es erst­mals ein öffent­li­ches Influ­en­za-Impf­pro­gramm für alle Bevöl­ke­rungs­grup­pen geben. Die Eck­da­ten der Ver­ein­ba­rung des BMSGPK* und den Län­dern bezie­hungs­wei­se den Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­gern wur­den im Rah­men von Pres­se­infor­ma­tio­nen bekannt­ge­ge­ben. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) begrüßt die­se Initia­ti­ve. Für den ÖVIH ist dies ein­deu­tig ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Ins­be­son­de­re des­we­gen, weil die Durch­imp­fungs­ra­ten gera­de bei Influ­en­za in Öster­reich tra­di­tio­nell sehr nied­rig sind und wir sehr weit von den von der WHO defi­nier­ten Durch­imp­fungs­ra­ten ent­fernt sind. Den­noch sieht der Ver­band Opti­mie­rungs­mög­lich­kei­ten im aktu­ell vor­lie­gen­den Pro­gramm bei ins­ge­samt fünf Punk­ten.

Zie­le defi­nie­ren und über­prü­fen

„Wich­tig bei Ein­füh­rung eines neu­en Impf­pro­gramms ist, dass Impf­zie­le (z.B. Durch­imp­fungs­ra­ten, Akzep­tanz­pa­ra­men­ter) defi­niert wer­den und dass man regel­mä­ßig eva­lu­iert, ob die­se auch erreicht wur­den“, erklärt ÖVIH-Prä­si­den­tin Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el. „Wich­tig ist uns hier, dass die anvi­sier­ten Durch­imp­fungs­ra­ten deut­lich über den bis­he­ri­gen lie­gen. Der­zeit errei­chen wir nur eine etwa 20-pro­zen­ti­ge Durch­imp­fungs­ra­te.“ Um die­se zu erhö­hen, brau­che es auch ent­spre­chen­de Finan­zie­rungs­mo­del­le sowie Rah­men­be­din­gun­gen für die dua­le Ver­sor­gung (= öffent­li­cher Bereich, unter ande­rem mit dem Gra­tis­kin­der­impf­kon­zept oder Impf­an­ge­bo­ten in öffent­li­chen Impf­stel­len sowie der soge­nann­te Pri­vat­markt).

Außer­dem kann und soll­te der elek­tro­ni­sche Impf­pass (e‑Impfpass) für alle durch­ge­führ­te Imp­fun­gen genützt wer­den, um die Durch­imp­fungs­ra­ten zu erhe­ben, hält der ÖVIH in sei­ner Stel­lung­nah­me fest. Vor­aus­set­zung: Die Doku­men­ta­ti­on der Imp­fun­gen durch die Ärzt:innen müs­se ver­pflich­tend und alle imp­fen­den Ärzt:innen (inklu­si­ve jener in Betrie­ben, Schu­len, Alters- und Pfle­ge­hei­men, etc.) müss­ten
an das e‑Impf­pass-Sys­tem ange­bun­den wer­den.

Aus­rei­chend Impf­stof­fe für Risi­ko­grup­pen

Im Rah­men der Infor­ma­tio­nen zum neu­en Impf­kon­zept für alle wur­de auch die Impf­stoff­men­ge, die beschafft wer­den soll, kom­mu­ni­ziert. Mit den geplan­ten Impf­stoff­do­sen für das neue öffent­li­che Impf­pro­gramm, das alle bestehen­den Pro­gram­me im Bereich Influ­en­za erset­zen soll, könn­ten nach aktu­el­ler Pla­nung etwa 10 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung gegen Influ­en­za geimpft wer­den. „Bis­her wur­de im Rah­men des kos­ten­frei­en Kin­der­impf­pro­gramms aber bereits eine Durch­imp­fungs­ra­te von etwa 20 Pro­zent erzielt“ weist Dr. Chris­toph Jandl, Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH, auf einen Wider­spruch hin. Er fürch­tet, dass durch das neue Impf­pro­gramm vor allem für die Kin­der zukünf­tig weni­ger Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung ste­hen könn­ten als bis­her, mit nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die gesam­ten Durch­imp­fungs­ra­ten. „Zusätz­lich“, erläu­tert Jandl, „muss man beden­ken, dass Kin­der als Motor der Influ­en­za und der Influ­en­za­über­tra­gung gel­ten und eine gerin­ge­re Durch­imp­fungs­ra­te bei Kin­dern somit auch Aus­wir­kun­gen auf die Gesamt­be­völ­ke­rung hät­te.“ Der ÖVIH for­dert daher, dass für die Kin­der wei­ter­hin aus­rei­chend Impf­stoff zur Ver­fü­gung gestellt wird.

Ähn­lich sei die Pro­ble­ma­tik bei der beson­ders gefähr­de­ten Grup­pe der Bewohner:innen von Alten- und Pfle­ge­hei­men. Auch sie dürf­ten gemäß der aktu­el­len Pla­nung zukünf­tig weni­ger Impf­stoff als bis­her zur Ver­fü­gung haben. Dies ste­he im Wider­spruch zum WHO-Ziel einer 75 %igen Durch­imp­fungs­ra­te bei älte­ren Per­so­nen, so der ÖVIH. Die Impf­stoff­men­ge für die­se Grup­pe soll­te daher eher erhöht statt redu­ziert wer­den.

Mehr­kos­ten für Impf­wil­li­ge ver­mei­den

Ein ande­res wich­ti­ges The­ma für den ÖVIH sind die Kos­ten für die Impf­wil­li­gen. Laut Plan soll näm­lich zukünf­tig pro Influ­en­za-Imp­fung ein Selbst­halt in Höhe der Rezept­ge­bühr bezahlt wer­den. „Das wäre eine Schlech­ter­stel­lung für all jene, die bis­her die ver­schie­de­nen Gra­tis­impf­pro­gram­me (z.B. in bestimm­ten Bun­des­län­dern) nut­zen konn­ten“, stellt Mag.a Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH fest. „Damit besteht die Gefahr, dass Risikopatient:innen und älte­re Men­schen auf­grund der Kos­ten auf die Imp­fung ver­zich­ten“, betont sie. Die­ses Sze­na­rio soll­te aus Sicht des ÖVIH unbe­dingt ver­mie­den wer­den.

Auf­wand gering hal­ten

Stu­di­en haben bereits viel­fach gezeigt, dass ein ein­fa­cher und nie­der­schwel­li­ger Zugang zu Imp­fun­gen ein wesent­li­cher Fak­tor für höhe­re Durch­imp­fungs­ra­ten ist. „Der bis­he­ri­ge Weg von der Arzt­pra­xis (Rezept) zur Apo­the­ke (Impf­stoff­abho­lung) und zurück (Imp­fung) soll­te daher zukünf­tig unbe­dingt ver­kürzt wer­den“, for­dert ÖVIH-Gene­ral­se­kre­tär Jandl. Zum nie­der­schwel­li­gen Zugang gehö­re außer­dem, dass Ärzt:innen unab­hän­gig von ihrer Fach­rich­tung imp­fen dür­fen.

Ein ande­rer Vor­schlag des ÖVIH bezieht sich auf die Ver­füg­bar­keit der Impf­stof­fe. Der Ver­band regt an, ähn­lich wie bei der Imp­fung gegen COVID-19, Mög­lich­kei­ten zu schaf­fen, die Impf­stof­fe direkt zu den Men­schen zu brin­gen, sei es durch Imp­fun­gen im Super­markt, in Frei­zeit­ein­rich­tun­gen oder bei Ver­an­stal­tun­gen. Auch Imp­fun­gen in der Schu­le und am Arbeits­platz gehör­ten dazu.

Ver­sor­gung mit unter­schied­li­chen Impf­stof­fen gewähr­leis­ten

„Das obers­te Ziel ist immer eine opti­ma­le Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung über alle Alters- und Risi­ko­grup­pen“, betont ÖVIH-Vize­prä­si­den­tin Has­lin­ger ein­mal mehr. Dafür sei­en erfah­rungs­ge­mäß zwei Punk­te ent­schei­dend. Näm­lich, dass der imp­fen­de Arzt/die imp­fen­den Ärz­tin aus­rei­chend viel Impf­stoff zur Ver­fü­gung hat und dass er/sie den jeweils pas­sen­den Influ­en­za-Impf­stoff für sei­ne Patient:innen wäh­len kann, um auf indi­vi­du­el­le Vor­aus­set­zun­gen ein­zu­ge­hen.

Wür­de bei der öffent­li­chen Beschaf­fung nur auf einen Impf­stoff pro Alters­grup­pe gesetzt wer­den, schrän­ke das die Wahl­mög­lich­kei­ten der Ärzt:innen ein. „Dazu kommt, dass die Pro­duk­ti­on von Impf­stof­fen sehr kom­plex ist und es trotz größ­ter Bemü­hun­gen immer wie­der zu Ver­zö­ge­run­gen und Lie­fer­schwie­rig­kei­ten kom­men kann“, so Has­lin­ger. Eine Abhän­gig­keit von nur einem Impf­stoff pro Kate­go­rie kön­ne mas­si­ve Pro­ble­me in der Ver­sor­gungs­si­cher­heit mit sich brin­gen.

„Wich­tig ist, recht­zei­tig Bedarf anzu­mel­den“, erklärt die ÖVIH-Vize­prä­si­den­tin. „Sonst sind bestimm­te Impf­stof­fe kurz­fris­tig viel­leicht nicht mehr lie­fer­bar.“ Bei der Pla­nung müss­ten somit nicht nur finan­zi­el­le, son­dern auch medi­zi­ni­sche und logis­ti­sche Not­wen­dig­kei­ten berück­sich­tigt wer­den.

Der ÖVIH hofft, mit die­ser Stel­lung­nah­me dazu bei­zu­tra­gen, die opti­ma­le Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit Influ­en­za- und in wei­te­rer Fol­ge auch ande­ren Impf­stof­fen zu gewähr­leis­ten. „Als Impf­stoff-her­stel­len­de Indus­trie haben wir ein brei­tes Wis­sen und sind ger­ne bereit, uns mit unse­rem Know-how ein­zu­brin­gen. Selbst­ver­ständ­lich ste­hen wir immer für Gesprä­che mit Bund, Län­dern und Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­gern zur Ver­fü­gung“, betont ÖVIH-Prä­si­den­tin Gal­lo-Dani­el.

ÖVIH State­ment

*Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Pfle­ge und Kon­su­men­ten­schutz

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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