Impfen erspart Kosten und verhindert Spitalsaufenthalte, Arztbesuche und Arbeitsausfälle
Wien 14. September 2023. Wer sich ein wenig aufmerksam umsieht, bemerkt es schon: Die Anzahl der Menschen mit Husten und anderen Symptomen respiratorischer Infekte steigt bereits. Eine Reihe von Viren und Bakterien ist oft dafür verantwortlich, glücklicherweise kann man sich heute gegen einige davon durch eine Impfung schützen. Eine – in der Diskussion um COVID-19 und Influenza immer ein wenig vernachlässigte – Impfung ist jene gegen Pneumokokken, die vor bakterieller Lungenentzündung schützen kann. Eine Infektionserkrankung, die gar nicht so selten ist, sehr gefährlich sein kann und auch finanziell große Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und die Gesellschaft hat. Wie teuer sie ist und welche Einsparungen eine erhöhte Durchimpfungsrate bringenkann, hat der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) in einem Update seiner bereits 2019 erstmals aufgelegten Budget-Impact-Analyse durch das Institut für Pharmaökomische Forschung (IPF) errechnen lassen. Fazit: Die Impfung lohnt sich. Aus Sicht des ÖVIH wäre es nun wichtig, auch für die Pneumokokken-Impfung eine Finanzierungsart zu finden und diese auch in ein Erwachsenen-Impfkonzept zu integrieren. Wichtig ist, dafür Sorge zu tragen, dass möglichst viele Menschen durch Impfung vor der Erkrankung und ihren potenziellen Folgen geschützt sind.
Respiratorische Erkrankungen genau beobachten
„Zu den respiratorischen Erkrankungen gehören nicht nur COVID-19, Influenza oder eine herkömmliche Erkältung“, erläutert Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH. „Bakterielle Lungenentzündungen, oft ausgelöst durch Pneumokokken, gehören ebenfalls dazu. Auch diese Erkrankung und ihre Auswirkungen muss man genau beobachten und entsprechende Maßnahmen dagegen ergreifen.“ Ohne Impfung wären jährlich knapp 30.000 Personen von Pneumokokken-Infektionen betroffen. Die modernen und verfügbaren Impfstoffe decken fast zwei Drittel der vorkommenden Pneumokokken-Serotypen ab, viele Erkrankungen und auch damit verbundene Todesfälle könnten also verhindert werden. „Leider wird die Impfung nach wie vor nicht ausreichend angenommen“, berichtet Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. „Die Durchimpfungsrate bei den über 60-Jährigen, als eine der besonders betroffenen Gruppen, beträgt noch nicht einmal 20 Prozent. Entsprechend hoch ist leider auch die Anzahl der Erkrankten.“
Impfung zahlt sich auch aus monetärer Sicht aus
Nicht nur für das betroffene Individuum, auch für die Gesellschaft hat die Pneumokokken-Impfung Vorteile. Neben einer Reduktion der Erkrankungsfälle hilft die Impfung auch Kosten zu sparen. Das hat die aktuelle Budget-Impact-Analyse im Auftrag des ÖVIH gezeigt. Allein mit der gegenwärtigen Durchimpfungsrate bei den über 60-Jährigen lassen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren 21,3 Millionen Euro Kosten (direkt und indirekte Kosten) einsparen. Konkret bedeutet das: Ein privat investierter Euro in die Pneumokokken-Impfung entlastet die Gesellschaft mit 1,92 Euro und das Gesundheitswesen mit 1,66 Euro. Könnte man die Durchimpfungsrate auf 30 Prozent steigern. bringt 1 investierter Euro bereits 3,11 Euro für die Gesellschaft und 2,70 Euro im Gesundheitswesen. Bei einer Durchimpfungsrate von 50 Prozent würde sich jeder investierte Euro sogar fünffach rechnen, sowohl für die Gesellschaft als auch für das Gesundheitssystem. „Impfen zahlt sich also aus“, fasst Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH die Ergebnisse zusammen. „Selbst bei einer Kostenübernahme der Impfungen durch die öffentliche Hand würde die Pneumokokkenimpfung zum Schutz gegen die bakterielle Lungenentzündung das Gesundheitssystem und die Gesellschaft finanziell entlasten.“
Viele Opfer
Bereits seit einigen Jahren wird die sogenannte Übersterblichkeit aufgrund von Influenza mittels eines wissenschaftlichen Modells berechnet. Berechnet deshalb, weil Influenza oft nicht als Todesursache registriert wird. Während es gemäß dieser Hochrechnungen 2021/22 „nur“ 652 Influenza-Tote gab und im ersten Pandemiejahr aufgrund der ausgefallenen Influenza-Saison gar keine, schnellte die Zahl der Todesopfer diesmal auf 4.020 hoch. Darunter auch mindestens zwei Kinder. Das letzte Mal hatte es 2017/18 mehr als 4.000 Influenza-Todesopfer gegeben.
Impfvorteile auch bei Personen mit Grunderkrankungen/Risikogruppen
Dieses Motto gilt auch ganz besonders bei Personen, die an COPD, Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen leiden. Wer zum Beispiel an COPD erkrankt ist, hat nicht nur ein erhöhtes Risiko für Pneumokokken-Infektionen, sondern auch für eine dadurch bedingte Exazerbation, also eine Verschlechterung der Grunderkrankung. Dennoch ist auch in dieser Gruppe die Durchimpfungsrate viel zu gering und wird ohne Maßnahmen zur Steigerung voraussichtlich auch bis 2027 nicht einmal 30 Prozent betragen. Wie viel die Impfung neben der Verhinderung einer erheblichen Krankheitslast auch finanziell bringt, zeigen folgende Zahlen: Bei Patient:innen mit sehr schwerer COPD (GOLD III+) entlastet ein privat in die Pneumokokken-Impfung investierter Euro die Gesellschaft mit 5,62 Euro und das Gesundheitswesen mit 5,34 Euro. Bei einer Durchimpfungsrate von 50 Prozent würden diese Zahlen auf 8,08 Euro beziehungsweise 7,62 Euro steigen.
Menschen mit Diabetes und Herzkreislauferkrankungen – immerhin etwa eine halbe Million Menschen in jeder Erkrankungsgruppe – gehören ebenfalls zu den Risikogruppen von Pneumokokken-Infektionen. Bereits die aktuell niedrigen Durchimpfungsrate von 18 Prozent mit einer angenommenen jährlichen Steigerungsrate von zwei Prozent führen bis 2027 dazu, dass mehr als 300 Todesfälle bei Personen mit Diabetes verhindert werden können. Bei Personen mit Herzkreislauferkrankungen sind es sogar mehr als 500. Je höher die Durchimpfungsrate, desto höher sind auch hier die eingesparten Kosten für Gesellschaft und Gesundheitssystem.
Impfkonzept zum Schutz vor einer bakteriellen Lungenentzündung notwendig
„Ein Blick auf diese Zahlen genügt, um zu zeigen, dass auch viele Menschen von einer bakteriellen Lungenentzündung ausgelöst durch Pneumokokken schwer betroffen sein können und dass eine Erhöhung der Durchimpfungsraten einen großen Nutzen nicht nur für die jeweilige Person, sondern auch für Gesellschaft und Gesundheitssystem bringt“, fasst ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel zusammen. „Was wir brauchen, ist ein Impfkonzept, in das alle Institutionen im Gesundheitswesen eingebunden sind, um mehr Erwachsene zu den Impfungen zu bringen: Angefangen vom Wissen über die Erkrankung bis zum niederschwelligen Zugang zu Impfungen.“
Mehr dazu unter www.oevih.at
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
FINE FACTS Health Communication
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at
www.finefacts.at
www.oevih.at