(Reise-)Impfungen gehören zur Urlaubsplanung

Standardimpfungen sollten auch ohne Fernreisen auf dem letzten Stand sein

Wien, 30. Juni 2022. Nach mehr als zwei Jah­ren Pan­de­mie möch­ten vie­le Österreicher*innen nun end­lich wie­der rei­sen. Da die Rei­se­be­schrän­kun­gen fast über­all gefal­len sind, sind sowohl Euro­pa- als auch Fern­rei­sen wie­der mög­lich. Rei­sen­de soll­ten dar­an den­ken, dass dafür neben der COVID-19-Imp­fung oft auch ande­re Imp­fun­gen not­wen­dig und sinn­voll sind. Selbst in Euro­pa soll­ten die Stan­dard­imp­fun­gen wie die Kom­bi­na­ti­ons­imp­fung gegen Diph­the­rie, Teta­nus, Keuch­hus­ten und Kin­der­läh­mung, die Imp­fung gegen Masern, Mumps und Röteln, aber auch jene gegen Hepa­ti­tis B und FSME aktu­ell sein. Für Rei­sen außer­halb Euro­pas emp­fiehlt sich eine früh­zei­ti­ge rei­se­me­di­zi­ni­sche Bera­tung, denn selbst wenn für die Ein­rei­se in ein bestimm­tes Land kei­ne Imp­fun­gen vor­ge­schrie­ben sind, kön­nen trotz­dem eini­ge für den per­sön­li­chen Schutz wich­tig sein

Recht­zei­tig erkun­di­gen

„Ein geplan­ter Urlaub ist ein guter Anreiz, den eige­nen Impf­sta­tus über­prü­fen und gege­be­nen­falls aktua­li­sie­ren zu las­sen, auch für Rei­sen inner­halb Euro­pas“, erläu­tert Dr. Her­mann Laf­erl, Fach­arzt für Infek­tio­lo­gie und Tro­pen­me­di­zin an der Kli­nik Favo­ri­ten. Für Fern­rei­sen ist eine fun­dier­te rei­se­me­di­zi­ni­sche Bera­tung noch wich­ti­ger. „Ein Blick auf die Infor­ma­tio­nen des Rei­se­bü­ros genügt meist nicht“, betont Doz.in Dr.in Ursu­la Hol­len­stein
Infek­tio­lo­gin und Fach­ärz­tin für Tro­pen­me­di­zin sowie Mit­glied der Sci­ence Bus­ters. „Oft wird nur ange­ge­ben, dass nichts „vor­ge­schrie­ben“ ist.“ Davon abzu­gren­zen sei­en jedoch die für den per­sön­li­chen Schutz emp­foh­le­nen Imp­fun­gen. Auch die Art der Rei­se kön­ne aus­schlag­ge­bend für die erfor­der­li­chen Imp­fun­gen oder Pro­phy­la­xe­maß­nah­men sein.

Regel­mä­ßig auf­fri­schen

Die letz­ten Jah­re haben auch abseits von COVID-19 gezeigt, war­um es wich­tig ist, nicht mit den Imp­fun­gen nach­zu­las­sen. So wur­den zum Bei­spiel in Öster­reich seit 2014 nach 20 diph­the­riefrei­en Jah­ren ein­zel­ne Fäl­le von Schleim­haut-Diph­the­rie oder Haut­diph­the­rie gemel­det, 2022 sogar schon zwei Fäl­le von respi­ra­to­ri­scher Diph­the­rie. „Die Krank­heit kann sehr schwer ver­lau­fen und lang­fris­ti­ge Schä­den u.a. an Herz und Nie­ren ver­ur­sa­chen und sogar bis zum Tod füh­ren“, berich­tet Infek­tio­lo­ge Laf­erl.

Polio (Kin­der­läh­mung) hät­te bereits aus­ge­rot­tet sein sol­len, doch das ist bis jetzt noch nicht voll­stän­dig gelun­gen. In der Ukrai­ne ist es 2021 zu einem klei­ne­ren Aus­bruch gekom­men. „Auf­grund des Krie­ges und der unter­bro­che­nen Impf­kam­pa­gne spe­zi­ell bei Kin­dern ist zu befürch­ten, dass sich auch die Kin­der­läh­mung wie­der mehr ver­brei­ten wird“, befürch­tet Laf­erl und betont die Not­wen­dig­keit, die Vier­fach­imp­fung (Diph­the­rie, Teta­nus, Per­tus­sis, Polio) als Erwachsene*r alle 10 Jah­re auf­fri­schen zu las­sen, ab dem Alter von 60 alle fünf Jah­re. Das sei auch im Hin­blick auf Teta­nus (Wund­starr­krampf) wich­tig, da die Erre­ger prak­tisch über­all in der Natur vor­kä­men.

Nicht nur in Öster­reich, son­dern glo­bal ein gro­ßes gesund­heit­li­ches Pro­blem ist außer­dem Hepa­ti­tis B. Die schwer­wie­gends­te Fol­ge der Infek­ti­on ist die chro­ni­sche Leber­ent­zün­dung, die bis zur Leber­zir­rho­se und einem Leber­zell­kar­zi­nom gehen kann. Um sich das zu erspa­ren, soll­te auch die­se Imp­fung nach der Grund­im­mu­ni­sie­rung alle 10 Jah­re auf­ge­frischt wer­den. Etwas häu­fi­ger – näm­lich alle fünf bezie­hungs­wei­se ab 60 alle drei Jah­re – muss die FSME-Imp­fung gege­ben wer­den. „Das Virus ist in ganz Öster­reich ver­brei­tet, aber auch in vie­len Län­dern Euro­pas“, betont Impf­ex­per­te Laf­erl. Rei­sen­den aus west­eu­ro­päi­schen Län­dern, die bei uns Urlaub machen, emp­fiehlt er, sich vor­her grund­im­mu­ni­sie­ren zu las­sen.

Vor­ge­schrie­be­ne Imp­fun­gen

Für Lai­en oft ziem­lich unüber­sicht­lich sind jene Imp­fun­gen, die man für Fern­rei­sen braucht. So wird zum Bei­spiel die Gelb­fie­ber­imp­fung in eini­gen Staa­ten West- und Zen­tral­afri­kas gene­rell bei der Ein­rei­se ver­langt. In vie­len ande­ren Län­dern besteht eine sol­che Impf­pflicht nur dann, wenn man aus einem Gelb­fie­ber­land ein­reist. Für die Rei­se­me­di­zi­ne­rin ist aber unab­hän­gig von den jewei­li­gen Vor­schif­ten klar: „Dem Risi­ko zu erkran­ken, soll­te man sich jeden­falls nicht aus­set­zen.“ Neben fast sym­ptom­lo­sen Infek­tio­nen gebe es näm­lich schwe­re Krank­heits­ver­läu­fe mit Blu­tun­gen und Organ­ver­sa­gen, die in über 50 % der Fäl­le töd­lich sei­en.“ Eine wei­te­re vor­ge­schrie­be­ne Imp­fung ist jene gegen Menin­go­kok­ken ACWY, aller­dings nur für die Teil­nah­me an Pil­ger­fahr­ten in Sau­di-Ara­bi­en. „Bei uns ist die­se Imp­fung Teil des Kin­der­impf­pro­gramms, für Erwach­se­ne ist sie ledig­lich bei Rei­sen süd­lich der Saha­ra – von Gam­bia bis Äthio­pi­en – unab­hän­gig vom Alter sinn­voll“, erläu­tert Hol­len­stein.

Toll­wut: Sel­ten, aber töd­lich

Wich­tig ist auch die Auf­klä­rung der Rei­sen­den zum The­ma Toll­wut. „Die Krank­heit, die durch Tier­bis­se über­tra­gen wird, ist sel­ten, aber zu 100 % töd­lich“, warnt Hol­len­stein. Im Unter­schied zu ande­ren Imp­fun­gen benö­ti­ge man im Fall eines Bis­ses trotz Basis­imp­fung eine zwei­fa­che Auf­fri­schung im Land selbst (Impf­stoff ist meist in den Haupt­städ­ten ver­füg­bar), erklärt sie, außer die Imp­fung wur­de unmit­tel­bar vor der Rei­se durch­ge­führt. „Unge­impf­te benö­ti­gen inner­halb von 48 Stun­den ein Immun­glo­bu­lin und eine mehr­tei­li­ge Imp­fung. Immun­glo­bu­li­ne sind aller­dings in gro­ßen Tei­len Asi­ens, Afri­kas und Süd­ame­ri­kas nur in ganz weni­gen Städ­ten vor­han­den. Das Risi­ko, sie zu benö­ti­gen, soll­te man also bes­ser nicht ein­ge­hen.“

Gefähr­li­che Mücken

Die von Mücken über­tra­ge­ne Japan-B-Enze­pha­li­tis ist vor allem im Som­mer in Asi­en ein The­ma, aktu­ell gibt es aber auch in Aus­tra­li­en einen Aus­bruch. In vie­len asia­ti­schen Län­dern ist sie als häu­figs­te virus­be­ding­te Gehirn­ent­zün­dung bekannt und gefürch­tet. „Rei­sen­de soll­ten sich in den ent­spre­chen­den Gebie­ten eben­falls mit Hil­fe einer Imp­fung schüt­zen“, rät die Tro­pen­me­di­zi­ne­rin. „Die Imp­fung ist sehr gut ver­träg­lich, zwei Impf­do­sen müs­sen vor Antritt der Rei­se ver­ab­reicht wer­den. Die drit­te Teil­imp­fung, die einen Schutz von über 97 Pro­zent für etwa 10 Jah­re ermög­licht, ver­ab­reicht man nach frü­hes­tens einem Jahr, am bes­ten vor der nächs­ten Asi­en­rei­se.“

„In Län­dern mit Krank­hei­ten, die durch Mücken über­tra­gen wer­den, ist außer­dem ein Mücken­schutz essen­zi­ell“ erläu­tert Hol­len­stein. „Er ist breit wirk­sam und kann somit das Risi­ko für vie­le Krank­hei­ten sen­ken.“

Mala­ria: Pro­phy­la­xe ver­sus Not­fall­me­di­ka­ment

Trotz Mücken­schutz kann an man­chen Desti­na­tio­nen auch eine Mala­ria­pro­phy­la­xe not­wen­dig sein. Auch in die­sem Fall ist eine gründ­li­che Bera­tung sinn­voll. „Grund­sätz­lich unter­schei­det man die vor­beu­gen­de Ein­nah­me eines Medi­ka­ments von der Mit­nah­me eines Not­fall­me­di­ka­ments, das nur im Bedarfs­fall ein­ge­nom­men wer­den muss“, erklärt die Tro­pen­me­di­zi­ne­rin und ergänzt: „Ab einer gewis­sen Mala­ria­häu­fig­keit im Land soll­te man es aller­dings nicht mehr auf das Not­fall­me­di­ka­ment ankom­men las­sen.“ Neben­wir­kun­gen sei­en jeden­falls sel­te­ner als man oft im Bekann­ten­kreis hören wür­de. Den­noch emp­feh­le sich ein Plan B, falls man das Medi­ka­ment nicht ver­trägt.

Recht­zei­tig zur Bera­tung

Wer eine Rei­se an eine Desti­na­ti­on außer­halb Euro­pas plant, soll­te sich jeden­falls recht­zei­tig rei­se­me­di­zi­nisch bera­ten las­sen, so die Exper­tin. Am bes­ten sechs bis acht Wochen vor­her, da man Imp­fun­gen mit meh­re­ren Dosen ent­spre­chend früh begin­nen muss. Gleich­zei­tig emp­fiehlt sie rei­ne Rei­se­imp­fun­gen mit nur einer Dosis der­zeit am bes­ten zum spä­test­mög­li­chen Zeit­punkt, also etwa 10 Tage vor der Abrei­se machen, um im Fall einer Rei­se­ab­sa­ge kei­ne unnö­ti­gen Kos­ten zu haben.

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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