Verbesserungen bei HPV-Kinderimpfung notwendig
Ausweitung des kostenfreien HPV-Impfprogramms bis zum Alter von 30 erfreulich
Wien 5. März 2024. Seit etwas mehr als einem Jahr ist die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) bis zum Alter von 21 Jahren in Österreich kostenfrei erhältlich. Experten haben eine Ausweitung über diese Altersgrenze hinaus bis zum 30. Lebensjahr schon lange befürwortet, nun wird sie Realität. Eckpfeiler des HPV-Impfprogramm bleibt jedoch die Impfung im Kindesalter, die allerdings noch nicht optimal funktioniert Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) fordert daher für diese Altersgruppe einen besseren und einfacheren Zugang zur Impfung.
Durchimpfungsrate nach wie vor zu niedrig
„Obwohl die HPV-Impfung seit 2014 im kostenfreien Kinder- und Schulimpfprogramm ist, kämpfen wir immer noch mit einer viel zu niedrigen Durchimpfungsrate“, erklärt Ao. Univ. Prof. Dr. Elmar Joura von der Klinischen Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie der MedUni Wien. „Viele Faktoren tragen dazu bei, so haben unter anderem durch die COVID-19-Pandemie einige Kinder die HPV-Impfung nicht wie empfohlen im Alter von 9 oder 10 Jahren verabreicht bekommen. Auch die Nach-Impfungen für Jugendliche waren durch die Pandemie beeinträchtigt. Insgesamt ist der Zugang zur HPV-Impfung weder in Schulen noch bei niedergelassenen Ärzt:innen oder in öffentlichen Impfstellen optimal. Daher war die Ausweitung der Gratis-Impfung vor einem Jahr ein wichtiger Schritt, um versäumte Impfungen nachzuholen.“
Mittlerweile ist aber bekannt, dass nur 5 % der 21- bis 30-Jährigen das Impfschema komplett abgeschlossen haben. Das geht aus Modellrechnungen des Jahres 2022 hervor. Personen, die vor 1999 geboren wurden, konnten somit nicht vom Kinderimpfprogramm profitieren. „Entsprechend niedrig ist die Durchimpfungsrate jetzt“, betont Joura. Den von Krebshilfe bis Studierendenorganisationen unterstützten und nunmehr von der Politik angekündigten Vorstoß, die HPV-Impfung bis zum Alter von 30 Jahren gratis anzubieten, begrüßt er daher. Dies entspreche auch den Empfehlungen des Österreichischen Impfplans.
Kinderimpfung bleibt Basis
„Gleichzeitig muss die HPV-Impfung im Alter von etwa 9 Jahren weiter forciert werden“, betont Joura. „Wichtig ist, so viele Kindern wie möglich vor einer möglichsten Erstinfektion mit HPV zu impfen. In diesem Alter wirkt die Impfung am besten und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gemeinschaftsschutz.“
Diese Forderung entspricht dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), demzufolge bis 2030 90 % aller Mädchen bis 15 Jahre gegen HPV geimpft sein sollen. Ein Ziel, dem sich auch Österreich verpflichtet hat. Der ÖVIH schließt dieser Forderung an und betont, dass neben der kostenfreien Impfung auch eine entsprechende Kommunikation und Aufklärung der Eltern und Kinder notwendig sei. Wichtig ist ein österreichweiter gleich niederschwelliger Zugang zur HPV-Impfung in den Schulen, bei den niedergelassenen Ärzt:innen und bei öffentlichen Impfstellen. Wünschenswert wäre beispielsweise auch, dass Schüler:innen aller Schulstufen in den Bundesschulen wie beispielsweise Gymnasien aktiv ein Impfangebot durch die Schulärzt:innen erhalten.
Erkrankung von Frauen und Männern
80 % aller Männer und Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Virus. Wenn eine HPV-Infektion mit einem krebserregenden Subtyp chronisch verläuft, kann dies zu Gewebsveränderungen und in der Folge zu Karzinomen führen. Mittlerweile werden Erkrankungen des Gebärmutterhalses, des Penis, des Anus, des Kehlkopfes und der Vagina mit HPV-Infektionen assoziiert. In den USA ist die Rate an Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens, ausgelöst durch HPV 16 und HPV 18, mittlerweile seit vielen Jahren höher als jene der Gebärmutterhalskrebserkrankungen bei Frauen.
Um in Zukunft möglichst viele HPV-assoziierte Todesfälle zu verhindern, ist der ÖVIH jederzeit bereit, Maßnahmen der öffentlichen Hand zur Erhöhung der Durchimpfungsrate zu unterstützen.
Referenzen:
BMSGPK, Kurzbericht Humane Papillomaviren (HPV) — Evaluierung der HPV-Durchimpfungsraten mit einem dynamischen agentenbasierten Simulationsmodell, Version 1.0, 2023.
BMSGPK, Österreichischer Impfplan 2023/24.
Rückfragehinweis:
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
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